Dienstag, 22. Januar 2008
Träumte, daß wir bei ihm daheim in seiner Wohnung sind. Und ich freute mich sehr.
Er wohnt in einer ganz sparsam eingerichteten Altbauwohnung. Das schmale Schlafzimmer ist bis auf ein Bett, das vor dem großen und schönen Jahrhundertwende-Fenster steht, ganz leer. Es ist ein Hochbett aus weiß lackiertem Holz, das er selbst gezimmert hat. Es ist vielleicht einen Meter zwanzig hoch und endet genau auf der Höhe des Fenstersimses. Eine Leiter führt zu der Schlaffläche hinauf. Das Zimmer sieht genau so aus wie mein altes Schlafzimmer, mein altes Kinderzimmer, nur das Fenster ist viel größer und schöner, es ist halbbogenförmig und vielfach unterteilt. Die Wände sind schlicht weiß gestrichen und auf dem Fußboden ist ein grauer Filzteppichboden verlegt, genau wie in meinem Zimmer. Rechts an der Wand stand noch ein Schreibtisch, der dann aber, glaube ich, verschwunden war, er nahm etwas davon oder zeigte auf etwas, was darauf stand, und ich kann mich noch an eine grüne Zimmerpflanze mit orangenen Früchten erinnern.
Er sortierte rigoros Kleidungsstücke von sich aus. Eine Frau in meinem Alter, welche neben mir stand, sagte später etwas zu seinem Jungen, als dieser scheu in das Zimmer trat und zum offen stehenden Schrank ging, um etwas daraus hervorzuholen. Der Junge ist sehr hübsch. Er ist etwa 8 Jahre alt, ein Negerkind mit schwarzen krausen Haaren und einem anmutigen Gesicht. Er trägt wohlausgesuchte, legere Kleidung aus weichen Naturfasern, welche ihm ausgezeichnet stehen. Die Frau, bei der ich stand, machte eine Bemerkung wegen der aussortierten Kleider. Daß man doch ein paar Kleidungsstücke brauchen würde, sagte sie, man doch nicht gar nichts haben könne. Der Junge hatte es erst eilig an uns vorbeizugehen. Er hat wohl mitbekommen, was die Frau laut urteilte. Es war so, daß die Meinung der Frau auch auf mich übergriff, ich dasselbe dachte wie sie. Warum das alles, warum alle Kleidung weggeben, ein paar Stücke könnte ich doch noch behalten? Außerdem habe ich gar nicht mehr viel. Dann aber, als der Junge an uns vorbeiging, ich sehr verlegen wurde, mich ihre Äußerung peinlich berührte und ich mich schämte. Es waren rote Kleidungsstücke, welche er aussortiert hat. Sie hingen dafür über einem Wäscheständer, waren frisch gewaschen.
Er hat auch noch eine kleine Tochter, ein kleines Mädchen, ebenfalls ein Negerkind. Sie ist im anderen Zimmer. Nun sind wir, ich und diese anderen beiden Frauen, in dem anderen Zimmer. Es kamen noch mehr Frauen durch die offene Türe herein. Seine Frau, zwei Frauen waren seine Frau. Sie war auch eine zierliche Frau mit halblangen, haselnußfarbenen Haaren und trug ein bodenlanges gelbes Kleid aus einem hauchdünnem Stoff. Wir begrüßen uns freundlich. Ich stand hinter den anderen beiden Frauen und wir gaben uns zwischen diesen hindurch herzlich die Hand.
Die Email, ich habe sie ausgedruckt, sie liegt auf meinem Schreibtisch und ich lese sie immer wieder.
Kann es gar nicht fassen, gar nicht auf einmal fassen.
Las sie nicht einmal während der Arbeit ganz durch, konnte es nicht, brachte es nicht fertig, überflog sie nur, sondern erst am Abend richtig.
Sie erwähnt auch Friedrich Weinreb, der von der Aufgabe schreibt, die uns allen aufgetragen ist. Sie schreibt, daß für ihn Aufgabe das Aufgeben unserer Identität in dieser Welt bedeutet. Innerlich.
Es ist nicht so, daß ich ohne Erwartungen war beziehungsweise bin. Vielleicht manchmal... Meist hoffte ich so, daß endlich etwas passiert. Eine Änderung eintreten würde.
Aber ich hatte nie besonders viel Mut, was mich betrifft.
Mir ist vorhin wieder ein Satz eingefallen, den ich einmal in Großbuchstaben hier herein geschrieben habe.