Samstag, 12. Januar 2008
Brief an mich
Ein Traumgesicht: Bei dem kleinen Ort H, der eigentlich nur aus zwei Häusern und einem Reitgut besteht, ich gehe auf der Landstraße in Richtung T. Der Wald, die weite, karge Flur. In meiner linken Hand halte ich einen Brief, der für mich bestimmt ist. Meine Adresse ist handschriftlich auf dem Umschlag in fein säuberlicher Schrift notiert, mit einem schwarzen Stift, sie gleicht der Handschrift meiner Mutter. Die Handschrift der Mutter meines Freundes. Der dicke Briefumschlag in meiner Hand fühlt sich sehr weich an, das Kuvert ist weiß und aus einem besonderen Papier, schon etwas abgegriffen, er ging wohl durch viele Hände, der Brief ist auch größer als ein normaler Brief, nämlich im Format A 5. Betaste vorsichtig den Umschlag und überlege, was darin sein könnte. Bestimmt sehr viel, ich fühle es, denn er ist so dick. Ich halte diesen Brief an mich in meiner linken Hand und frage mich, während ich weiter darauf blicke, wer mir wohl schrieb, von wem dieser Brief wohl stammt. Gleichzeitig bin ich sehr aufgeregt und voller freudiger Erwartung, ihn zu öffnen und ihn zu lesen. Ich weiß, daß es ein besonderer Brief ist, vielleicht sogar ein Liebesbrief. Mein Herz klopft. Ein Brief an mich! Beim Öffnen, ich stehe in der Waschküche, sehe ich, daß der Briefumschlag mit bunten Zeitungsschnipseln angefüllt ist, rotweinrot gemusterte Schnipsel von Anzeigenblättern mit schönen Orientteppichen, aus denen ich einst Collagen fertigte... Der Brief ist von mir selbst. Ich habe ihn selbst einmal geschrieben. Ich habe ihn an mich selbst geschrieben. Damit ich nicht vergesse, daß ich mich liebe.
Am Abend sah ich einen Fernsehfilm auf dem Dritten über eine Frau, die unbedingt Bäuerin auf den Sterntaler-Hof werden wollte und die dafür sogar den Tod anderer in Kauf nahm. Ich fürchte, sie hat kein Herz, sagte ihr Mann, der Schnitzer war, einmal leise zutiefst erschüttert zu sich selbst. Das war eine Schlüsselstelle.
Als er seinen Geist aufgab zog gerade eine Schafherde vor seinem Haus vorbei.
Der Film ... ich sah die ganze Zeit mich selbst in ihrer Rolle. Daß ich das war, die all das tat.
Ich möchte solche Filme nicht mehr ansehen.
Das Bild stellt drei Schöpfe noch ungebleichter Schafswolle dar, an denen je ein klarer Tautropfen hängt. Dann träumte ich noch den Satz: Schafe sind gefährlicher als Hunde.