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Freitag, 15. Januar 2010

Manchmal ist da so ein starkes Sehnen, wie ein Sehnen nach dem offenen Tag.

 

 

 

Das schaffende Gute,
was unter der Erde ruhte
im weißen Meer.

 

 

 

Man muß die Lücke im Kreis selbst ausfüllen, sagte Doris bei einer Gelegenheit, als wir uns unterhalten haben, es sei unsere Verantwortung. Da erinnerte ich mich an den Traum vom Montag.

Samstag, 16. Januar 2010

Heute war ich nicht im Geschäft sondern wieder bei Ruthard. Workshoptag. Ich habe unter seiner fachkundigen Anleitung großformatige Monotypien gefertigt. Wir waren den ganzen Tag über fleißig und es hat mir viel Freude bereitet. Elke hat mir ein Paar selbstgestrickte Socken geschenkt. Sie lagen am Morgen, ich kam zum Frühstück um Punkt acht, an meinem Platz auf dem Tisch. Weil ich bei dem letzten Besuch beiläufig über kalte Füße geklagt habe, hat sie sich die Mühe gemacht für mich ein paar warme Socken zu stricken.
Das ist ein besonderes Gewand. Ein Zaubermantel, vielleicht, was einem der König der Blumen verleiht.
Er ist leider krank geworden und fährt doch nicht Und ich? Versuche meine Gedanken und meine Gefühle zu ordnen. Mich zu sammeln. Zu beruhigen. Kraft zu sammeln. Nach innen zu lauschen. Was singt es? Wie ist die Melodie? Auf das Lied.

Strahlenklang

 

 

 

Auf der Heimfahrt im Scheinwerferlicht: An den Bäumen goldene Lichter und silberne Fahnen.

 

 

 

Kirschblütenblätter fielen wie durch Zauberhand von dem blühenden Zweig in den kleinen Silberlöffel auf dem Küchentisch. Ich habe von zwei betenden Händen vor einer Sonne geträumt. Die Fingerspitzen berührten sie schon, das weiße, schmelzende Licht.

Sonntag, 17. Januar 2010

Ein grauer Strickschal wehte wie von oben herab durch das Bild, vorbei. Zukunft. Vergangenheit. Jetzt ist er Vergangenheit.

 

 

 

Nach dem Frühstück öffnete und las ich den Brief aus Afghanistan, der gestern Abend, als ich nach Hause gekommen war, auf meinem Schreibtisch gelegen war.

Montag, 18. Januar 2010

Ein Traumbild am Abend war so: Da war ein junger Mann in einem lässigen, royalblauen Pullover oder Sweatshirt, er schlenderte lässig vor mir her auf einen großen dicken braunen Baum mit einem Baumhaus zu. Der Baum und das Haus hoch oben waren eines, er schien wie ein mächtiger Leuchtturm. Die Äste waren frisch beschnitten, es waren nur die dicken, kurzen Stummel. Ich erwachte und schrieb das Bild auf. Sank wieder tiefer. Nun wurde noch einmal genau dieselbe Situation gezeigt, wie um auf etwas hinzuweisen, das Bild zu verstärken. Wieder der Mann vor mir, dem ich nach ging, er schlenderte wieder auf diesen sehr großen und mächtigen Baum zu...
Bei der Atemübung später sah ich wieder einen jungen Mann, diesmal trug er eine blaue Jacke. Er saß auf einen Stuhl mitten in der Wüste, ganz alleine. Weit und breit nichts. Man sah ihn von seiner linken Seite, sitzend, im Profil.

 

 

 

Da war ein großer Mann, ein Einsiedler in einer braunen Kutte. Er hielt fast verdeckt eine Kelle in der Hand, in der helles wie flüssiges Licht war. Wie ein Eisengießer.

 

 

Es taut. Es regnet. Der Waldboden. Die Erde.

Einmal ging es darum in der Meditation unsere Angst aufzulösen. Diese Meditation war für mich sehr schwer. Es einfach auszuhalten. Im Laufe der Meditation sollten wir uns einen Spiegel vor uns vorstellen und ich sah die Angst als inneres Bild direkt vor mir, Auge in Auge. Sie visualisierte sich als eine Art schwarzes Fledermaustier mit weit ausgebreiteten Flügeln, einem im Verhältnis winzig kleinen Kopf, kleinen Augen und weit aufgerissenem Maul, aus dem viele spitze viel zu lange Zähne sprießten. Eigentlich eher ein Schreckgespenst. Hülle es in warmes und goldenes Licht ein. - Als M mit mir einige Wochen später nach Deutschland fuhr kamen wir an einem Brückenpfeiler vorbei, auf dem jemand ein Graffiti einer Fledermaus gesprüht hatte. Sie fragte mich intuitiv: “Was hat diese Fledermaus mit dir zu tun?” Sie hat wohl gespürt, daß der Anblick bei mir etwas auslöste und ich auch unbewußt verkrampfte.
Einmal, das war bei einer anderen Meditation im Sommer, erschien auf einmal ein inneres Bild von einem Weg, einer Straße, die vor mir sanft aufsteigend und leicht geschwungen durch die Unendlichkeit bis in den Horizont hinein führte. Das Besondere und Wunderschöne an dieser Straße war, daß sie aus Abertausenden von winzig kleinen blauen Vergißmeinnichtblüten bestand. Das war wirklich unfaßbar! Eine Straße ganz aus Blüten! Das Bild wurde genau in dem Moment gegeben, als unsere Lehrerin unerwartet eine Harfenmusik auflegte und ich mich gerade durch diese Musik erstaunlicherweise auf einmal entspannen und loslassen konnte. Ich selbst wäre wohl nicht auf die Idee gekommen, so eine Art von Musik auszuwählen.
Wie eine liebe Erinnerung an etwas, das man nicht vergessen soll.
Vergiß mein nicht.
VERGIß MEIN NICHT.
Es war eine Meditation in Zusammenhang mit dem Kehlkopfchakra, glaube ich mich zu erinnern.

 

 

 

“Das Lachen ist wie feinstoffliche Hände, die großzügig und liebevoll Geschenke des Gemüts und der Seele an andere verteilen.”

Dieses wundervolle Zitat stammt aus dem Buch Das Wunder der Meditation von Silvia Wallimann.

Dienstag, 19. Januar 2010

Lebenslinien

 

 

Jemand zeigte mir offen
seine linke Hand von innen.
Sie war ganz leer.
Feingliedrig und zart.
Der kleine Finger stand etwas
von den anderen drei Fingern ab.
Es war die Hand eines Kindes,
eines Jungen.
Vielleicht acht Jahre alt.
Ich bin da, sagt sie.
Bei Dir.
Nimm sie.
Nimm bitte meine Hand.
Ich reiche sie Dir.
Sie ist ganz leer.
Kaum eine Linie darin.
Nur an die Lebenslinie, daran kann ich mich erinnern.
Kaum wahrnehmbar gemalt.
Mein Junge, hier bin ich.
Bei Dir.
Ich nehme Deine Hand.

 

 

Gesicht am Fenster, winkend, und zwei kleine Vögel

Dies sind zwei Fenster von dem Gehäuse des Heiligen Hieronymus, einem der vier Kirchenväter. Schon immer hat mich diese Gestalt mit dem Löwen und auch das Gehäuse, in dem der Heilige studierend sitzt, fasziniert. Am Montag zierte dieses Gemälde das Kalenderblatt. - Es war nicht die vielleicht bekanntere Version von Albrecht Dürer, welche so voll an ungewöhnlichen Symbolen ist, sondern vielmehr eine Verbildlichung des Themas von Antonello da Messina. Auch ein stolzer Pfau und eine goldene Schale sind darauf zu sehen. Der heutige Tag überraschte mit einem Bild von Claude Monet, Der Rosenweg von Giverny. 

Mittwoch, 20. Januar 2010

Dicker, gerillter Baum, der Himmel und Erde verbindet

 

 

 

Gab uns nicht GOTT den schönsten und liebenden Kuß des Lebens?, schrieb er mir.

 

 

 

Zauber des Zusammenseins.

 

 

 

Eine rosafarbene Rose erscheint am Fenster, links oben. Ihre Eleganz und ihre Grazie spiegelt sich mit den Sonnen der Nacht um die Wette im blanken Glas. Es ist diejenige, welche betört. 

Donnerstag, 21. Januar 2010

Unbewußte Kräfte
biegen das Fenstergitter auf,
öffnen das Tor,
teilen den grauen Vorhang weiter und weiter und
geben einen südlichen Nachthimmel frei!

 

 

 

 

 

Während des ersten Aufwachens aus dem Schlaf schrieb ich an einem Brief an jemanden, den ich sehr mag. Heute tu ich es, heute sende ich ihn ab. Ich überlegte, wie ich ihn formuliere. Immer wieder der erste Satz, wie ich ihn in die Maschine tippe, in Times New Roman. Ich schrieb: ..... möglich wäre ... und sank dabei wieder in tiefere Bewußtseinsschichten hinab. Da ging die Sonne auf und es wurde hell auf dem Geschriebenen, ihr gelbes Licht beleuchtete das “möglich”, so als wolle sie sagen: “Es ist möglich”.
Diese Sonne ging weder im Osten noch im Westen, im Norden oder im Süden auf, sie ging vielmehr aus sich selbst heraus auf, wie aus einem winzig kleinen Punkt im Nichts, der sich immer mehr vergrößerte.
Sonne im Herzen.
Da war ich sehr froh und lag still und zufrieden.
Ich habe den Brief immer noch nicht abgesandt.

 

 

 

Ich träumte, daß ich mich lange Zeit vergessen hatte. Nicht mehr wußte, wer ich in Wahrheit war.

 


In der Nacht ist die rosafarbene Rose aufgegangen. Wie die Sonne.

 

 

 

Jemand sandte mir Notenblätter mit Musikliedern für Glockenklang. Eine Liste von Liedern, was die Glocken spielen. 

Freitag, 22. Januar 2010

Das Glas mit dem alten Wasser wurde ausgeleert, es wurde fortgeschüttet; dafür kam wieder frisches hinein!

 

 

 

Und was noch mehr zu lernen ist, wenn man das überhaupt kann, “lernen”: das Zuhören. Oft unterbreche ich, und dabei geht so Wesentliches verloren. Gerade in dem Moment... wie ein Geschmack, war da nicht etwas?
Lauschen mit den Ohren? Was hört zu?
Wer?
Was ist: k o m m u n i z i e r e n ?
Was bedeutet es wirklich?
Wir k o m m u n i z i e r e n .
Kommunizieren, das hört sich an wie Musik.
Wie ein Klang.
E i n k l a n g .
Das Wort schmilzt einem auf der Zunge, wie etwas in einem auch selbst dabei, beim Kommunizieren, schmilzt.
Wir vereinigen uns. Etwas vereinigt sich. Kommunion.

Samstag, 23. Januar 2010

Stieg die Treppe hoch, die offene Eingangstüre. Gelbes Licht. Da saß er und lächelte süß. Nie werde ich diesen Blick vergessen. Erhob sich aus dem Rollstuhl um mich zur Begrüßung zu umarmen. Er trug einen glänzenden, goldenen Pyjama, einen Hausanzug mit rosafarbenen und lindgrünen Kreisen. Ich meinte erst, er hätte die Farbe von reifen Aprikosen. “Er ist goldfarben”, sagte er aber.

Einmal habe ich in der Zeitung einen Bericht über den bekannten Kinderbuchautor Paul Maar gelesen, der oft im Pyjama und Bademantel und mit zerzausten Haaren an seinen Kinderbüchern schreibt. Er war auch so auf einem Foto abgebildet. Im Schlafanzug mit Bademantel hinter seiner Schreibmaschine. So würden ihm die schönsten Geschichten einfallen und seine Phantasie erblühe, lautete es in dem Interview. Mir geht es ähnlich, wenn ich male oder vor dem Computer sitze.

Wie auch die letzten Male saß er am Kopfende des Eßisches, ich rechts von ihm, und übte mich im Zuhören. Wie seltsam vertraut war das alles. So, als müsse es immer so sein. Als wäre es immer so gewesen. Vier Kerzen brannten. Als sie herabgebrannt waren loderten eine jede ein letztes Mal in einer doppelten Flamme auf. Steckte neue in den Kerzenhalter, einem schmiedeeisernen Renntierschlitten. Wenn ich mich recht entsinne ist es ein Renntierschlitten.
“Da, ein Lichtfunke!” Gerade noch erhascht, aus den Augenwinkeln.
Einmal hielt er seinen Kopf leicht schräg, so, als würde er lauschen. Dann beugte er sich zum Bücherregal und zauberte einen großen, schmalen Band hervor und reichte ihm mir. “Manessische Handschrift”, las ich und schlug ihn freudig auf.
Wir legten uns je sieben Karten mit den Namen Gottes und lasen sie uns gegenseitig vor.
Dann bekam ich auch etwas auf hebräisch vorgelesen, von rechts nach links und von hinten nach vorne. Und das Hohelied, das Lied der Lieder, vom Anfang bis zum Ende, auf Deutsch.
Weil ich in der Nacht davon geträumt habe, von dem Hohelied. Wie es aus einem winzig winzig kleinen Punkt entsteht, sich bildet, und nach außen sichtbar wird, sich nach außen projeziert. Auf eine Wand. Aber da bin ich mir nicht mehr sicher.
In der Bibel folgt es unmittelbar dem Buch Prediger/Kohelet. Bei dieser speziellen waren die Seiten in fleißiger Arbeit mit bunten Registern markiert worden und es gab kaum eine Seite, auf der nicht etwas unterstrichen worden war oder sich ein Vermerk befand.
Der Tannenbaum, welchen Andreas mitgebracht hatte, stand noch immer im Zimmer. Mit den Sternen aus den blechernen Teelichthüllen behangen, die seine Töchter gebastelt haben.

 

 

 

Das Herz Blumenvoll
lebt aus der Tugend.

Sonntag, 24. Januar 2010

Ein großer Vogel, eine Möwe, fliegt direkt auf mich zu. Schon ganz nahe...

 

 

 

Und ich habe von großen nachtblauen Seerosen geträumt. Da war ein Abhang mit einer Sommerwiese und Sonnenschein und einigen schönen Häusern. Wir gingen den Abhang hinab, dann wieder hinauf. Jemand war bei mir. Da waren wunderschöne Fenster, die ich gern fotografieren wollte. Eines, es war sehr groß, in dem sich ein riesiger, üppig blühender Fliederbusch helllilafarben spiegelte. Was für eine Pracht!
Und ein anderes, hinter dem wuchsen Pflanzen wie fleischige Elefantenohrenblätter oder auch wie die Blätter von Seerosen als ein sanfter, goldener Hügel. Sonnenlicht flutete von der anderen Seite hindurch.
Wieder ganz oben standen wir vor einem kleinen Teich, der sich dort inmitten der Wiese befand, in dem nachtblaue und sehr große Seerosen blühten. Links von den Seerosen war das Wasser wie ein schmaler Tümpel und rechts von ihnen war klares, tiefes Wasser wie eine Quelle in gewaltigen, runden, sandfarbenen Felssteinen. So gerne wollte ich das fotografieren! Gerade als ich es tun wollte und den Apparat vor meinen Augen hielt, waren auch wie von selbst Kinder da, welche zur Freude in dem klaren Wasser tauchten. Ab und zu tauchte eines von ihnen mit dem Kopf fröhlich und prustend aus dem Wasser auf und lachte. Was für ein schönes Motiv, dachte ich, die großen, geheimnisvollen Nacht-Seerosen links und rechts die fröhlich tauchenden Kinder in dem klaren und doch erstaunlich tiefen Wasser! Drückte auf den Auslöser, aber er löste nicht aus, immer wieder versuchte ich es.
Da war auch ein großes und ganz schwarzes Fenster, fast wie ein Spiegel, mit goldenen Rosen.

 

 

 

Kennst Du den, den die Sterne lieben?

Dienstag, 26. Januar 2010

Mein Herz schlägt blau
mit Deinem Atem.
Das Sehnen gilt dem Flug des Vogels.

 

 

 

Goldene Straße im Abendlicht. Der Schnee scheint. Sein Duft schwebt und glitzert in der Nase. Papierne Fenster, lächelnd.

Donnerstag, 28. Januar 2010

Heute in den Morgenstunden sind viele schwarze Kormorane über den Bach und auch über unseren Hof gekreist. Sie haben sich aus dem Wiesengrund erhoben. Als suchten sie etwas. Ich fragte mich, nur was? Futter, natürlich. Fische. Es sind ja Wasservögel. So viel Wasser gibt es hier aber eigentlich gar nicht. Es ist auch das erste Mal, daß ich hier Kormorane sehe. Erst dachte ich, es seien Enten oder Gänse. Mein Vater sagte: “Das sind niemals Enten, schau einmal genau hin!” Schließlich klärte mich einer unserer Monteure auf.
Am Sonntag, als ich eine Email schrieb, saß ein Falke in der Birke vor dem Fenster. Schon neulich ist mir ein Falke, als ich Überland heimwärts fuhr, waghalsig entgegengeflogen und gerade noch rechtzeitig vor der Windschutzscheibe abgedreht.
Alles ist weißgeschneit.

Freitag, 29. Januar 2010

Die Fußspur lautet:
Spur im Herzen.