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Sonntag, 27. April 2008

Stiefel

 

 

 

Ich träumte von Kroatien. Ich sah es auf der Landkarte von oben, aber ich war mir dann nicht mehr sicher, welches Land südlich von Kroatien lag, ich dachte, es müsse eine Halbinselgruppe sein. Vietnam? Oder sind es Inseln, fremdländische Inseln, Bali vielleicht? Im Halbschlaf fiel es mir nicht mehr ein, ich grübelte und versuchte einen Zusammenhang zwischen Asien und Europa herzustellen, versuchte mir die Kontinente mit ihren Ländern vor dem inneren Auge vorzustellen, was irgendwie nicht gelingen wollte. Zerbrach mir den Kopf, aber da war wie ein Loch in meinem Verstand. Dann ein schwarzer Stern in meinem Auge. Der Radiowecker ging und ich hörte benommen, daß eine Schafherde in einen Eisenbahntunnel gelangt ist, ein Zug in sie hineinfuhr und dieser entgleiste. Hörte von dem schlimmen Unglück und verdrängte es. Dann ein Lied. - Seit einiger Zeit habe ich den Radiosender gewechselt, weil ich die gängigen, schrillen Programme nicht mehr ertragen mag, vor allem am Morgen nicht. Ich glaube, es ist Bayern 1, was jetzt eingestellt ist. (Aber vielleicht ist es besser ganz auf das Radio als Wecker zu verzichten, weil es diese sensible Phase des Schlafes sehr beeinflußt. - Das las ich auch einmal.) - Ein Mann sang mit tiefer Stimme fast ohne instrumentale Begleitung einen altmodischen, mir bis dahin unbekannten Schlager, er handelte von einem Vogel, der über Grenzen fliegt. Der Text ging in etwa so: ”... mit den Wolken zu ziehen über Grenzen hinweg, bis ans Ende der Welt. ... Wenn ein Herz für dich schlägt, wirst du es überall spüren, welchen Ort du auch immer gewählt... “ Das muß die Wahrheit sein, dachte ich, ganz sicher ist es so. Die Strophen klangen so eindrücklich in den Halbschlaf hinein.
Ein orangerotes Traumbild. Die x-ähnlichen Formen erinnerten mich an Chromosomen. Ich bin mir aber nicht mehr sicher, ob es nun rote Chromosomenformen auf orangefarbenem Grund oder orange Chromosomenformen auf rotem Grund waren.
Ich träumte noch von einem Klavier, das seitlich in einem dunklen Eck, in einer dunklen Nische stand. Es kann auch ein elektrisches Klavier gewesen sein. Genau auf den Klaviertasten lag ein Buch, das ich nahm. Es war ein Buch mit einem weißen Einband. Es sah so aus, wie das Buch, welches ich gerade lese.
In einem weiteren Traumbild zog ich besondere Kniestrümpfe an. Diese Kniestrümpfe glichen eigentlich Stiefel, sie waren aus einem silbernen, recht festen Stoff und das Bündchen war aus roter Wolle. Sie hatten hinten und vorne eine Mittelnaht, waren also für unsere westlichen Verhältnisse ganz ungewöhnlich gefertigt. Sie muteten irgendwie “östlich” an, fremdländisch. Vorne, genau in der Spitze, hatte der Stiefel ein kleines Löchlein, da war die Mittelnaht etwas aufgetrennt, sah ich, als ich ihn angezogen habe.
(Vielleicht sind es ja Siebenmeilenstiefel, fällt mir gerade ein. Aber manchmal wünsche ich mir, ich würde nicht so viel denken, mir nicht so viel ausmalen. - Momentan grüble ich häufig über die Kraft der Gedanken. Und denke über Achtsamkeit nach.)

Montag, 28. April 2008

Die Taxifahrerin sagte, daß sie beinahe auf die Traumstraße abgebogen wäre. “Traumstraße?”, fragte ich, während ich neben ihr auf dem Autositz saß. Meine Taschen auf dem Schoß, mit beiden Armen hielt ich sie umfaßt. Sie bemerkte gleich, daß ich nicht von hier war, merkte es am Dialekt. “Die Straße heißt Traumstraße für mich, weil sie so gut ausgebaut ist”, antwortete sie lächelnd. Ich blickte in ihr faltiges und sympathisches Gesicht, während sie weiter auf die Straße sah. Und ob ich überhaupt wisse, wie viele Grünflächen es hier denn gäbe, redete sie weiter, so als hätte sie meine Gedanken gelesen. Die Traumstraße, die führe nämlich direkt in die Grüne Lunge. Ich stellte mir die Grüne Lunge bildhaft vor. Zwei gewaltige grünbelaubte Lungenflügel am Rande der großen Stadt, tautropfende Regenwälder voller Sauerstoff und voller Leben, mit einer noch grüneren Luftröhre, welche mitten in ihr hinein führte und sich dann unendlich verästelte, verzweigte.
Und wo die Grüne Lunge ist, da ist auch das Grüne Herz.

Donnerstag, 1. Mai 2008

Gestern Abend war ich bei Uli eingeladen, zur Feier der neuen Wohnung. Sie hat für uns gekocht. Es gab eingelegte Gemüse, Caprese, dann leckere Nudeln mit Tomatensoße, roten Zwiebeln und sanft angerösteten Pinienkernen. Darüber Parmesan gestreut. Zum Abschluß frische Erdbeeren mit Vanilleeis und Schlagsahne. Für das Essen durfte ich mir als erste die Musik aussuchen, ich wünschte mir Chopin. Sie hat mir eine CD mit nach Hause gegeben: The Vajra Guru Mantra.
Beim Tai Chi spürte ich auf einmal starke Sehnsucht. Plötzlich war sie da, diese Sehnsucht, fast wie ein Schmerz.
Wo ist mein Herz?

 

 

Augenstern

 

 

 

Ans Licht

Sag deiner Seele,
sie soll ihr
schönstes Kleid tragen
heute abend.
Sag ihr,
es ist soweit:
die Sterne haben
ihren Segen gegeben.
Was nun geschieht,
führt näher ans Licht.

Von Hans Kruppa (gefunden bei Sonne und Meer)

 

 

 

Dieses Gedicht mag ich sehr. Ich träumte, daß jemand den Raum durch die linke Türe mit einem großen Glitzeradventskalender unter seinem linken Arm geklemmt verläßt. Er geht hinaus. Neben meinem Bett liegen die dicken Plastikplanen aufgerollt, welche im Winter oben im Werkstattor hängen, damit es nicht so kalt hereinkommt. Ein Traum, daß jemand mir durch sein Verhalten wehtut. Ich dachte: Was tut er denn, er weiß gar nicht, was er da tut! .... Eine erwachsene schwarze Ente kommt von links hereingeschwommen. Auf ihrem Rücken sitzt ein kleines weißes Entenjunges.

 

 

 

Die Luft ist klar und doch erfüllt von Duft, wie dein Haar im Wind an meinem Gesicht.
Der Ginster blüht. Und das Vergißmeinnicht.

Freitag, 2. Mai 2008

Im Zimmer

Um sieben in der Frühe sind wir in den Thüringer Wald gefahren, um dort einen Teil aus unserer Übungsgruppe zu treffen und zusammen Tai Chi zu üben. Die Hinfahrt war nicht so toll, ich war angespannt und hektisch und Andreas ging es nicht gut, er hatte starke Halsschmerzen, schlief auf dem Beifahrersitz.

Als ich die Augen nach der Ruhe, nach der Meditation am Nachmittag auf der Wiese unter blühenden Obstbäumen langsam wieder zwinkernd öffnete, glitzerte der Himmel von winzig kleinen Lichtfunken, die gleich einem unendlichen Sternenregen ständig neu aus der klaren Luft regelrecht zu springen schienen. Bitzelsterne. Das hat mich an die Wahrnehmung als kleines Kind erinnert.

Die Menschen sind sehr freundlich dort.

Samstag, 3. Mai 2008

Da war ein schöner Hund, eine anschmiegsame, schon ältere Hundedame. Das Fell ihrer edlen Schnauze war silbern verfärbt. Sie hatte einen gutartigen Tumor in einer ihrer Zitzen, die übernatürlich vergrößert war. Eine Operation brächten die Gefahr, daß er sich ausbreiten würde, erklärten mir die netten Besitzer hernach. Ich streichelte sie lange.

Seltsam ist das manchmal. Vielleicht hätte ich mich noch mehr mit den Besitzern unterhalten sollen. Gestern aßen wir im Gasthaus zum Lamm. Auf den Fenstersimsen, überall, standen und lagen unzählige Schafe. Es gab auch ein Wandgemälde mit einem Schäfer und seinen Schafen. Auch das Mai-Blatt des Kalenders aus Neuseeland daheim zeigt ein Schafmotiv. Ein großer silberner Reisebus hält auf einer einsamen Straße, um eine große Herde Schafe passieren zu lassen. Gingen gleich hernach schlafen. Lag glücklich und erschöpft im Bett. Sah im Halbschlaf eine rotblühende Blume im Zimmer schweben, eine Rose. Und träumte schön.
Ein Traum handelte von einer Bekannten, von einer Freundin. Ich sah sie vor einem Fenster stehen. Sie hatte sich zu dem Fenster hingeneigt. Ein Bein hatte sie dafür etwas hochgestellt, ihr Oberkörper war nach vorne geneigt, so als unterhielte sie sich mit jemanden, der auf der anderen Seite des Fensters war, den ich aber nicht sah. Sie trug eine enganliegende Hose aus einem golden Satinstoff und noch lediglich ein goldenes Bikinioberteil, einen Büstenhalter, aus dem selben seidigen Stoff. Der Schnitt war ganz schlicht und sehr elegant. Ihre Haut schimmerte weiß und weich, leuchtete regelrecht. Sie sah wunderschön aus. Ich sagte ihr das dann hernach im Traum, wie schön sie das kleidete, was sie trug. Wie schön sie war. Später zogen wir uns beide blaubeige karierte Hosen an, um auf ein Konzert zu gehen.

 

 

 

Kleiner Tropfen

Vor einer Felswand übend; diese Felswand im gleißenden Sonnenlicht, dazwischen der kleine Fluß, strahlte sehr viel Ruhe aus. Einmal führte uns Richard die ganzen Bilder einer anderen dynamischeren Tai Chi-Form vor, als die Form, welche wir momentan beginnen zu lernen. Als wir danach langsam wieder zum Hauptplatz mit den kleinen Ferienhäusern zurückgingen, sagte Andreas zu mir, daß ihm die ganze fast tänzerische Abfolge der genau festgelegten Bilder und Bewegungen an ein Gebet erinnere, an ein inniges Gebet.

 

Wunder

 

 

Auf der Heimfahrt. - Wir fuhren auch durch einen Ort, der hieß Gabe Gottes.

Sonntag, 4. Mai 2008

 

Meine Freundin schrieb mir heute. Sie schrieb, daß ihre kleine Tochter sich gefreut hatte, als sie die Bilder von sich hier fand, sie aber diese gerne wieder zurückhaben wolle. Sie dachte nämlich, ich hätte sie jetzt “wirklich”. Und sie schrieb mir, daß “Blume” auch ein schönes Wort ist. Ja, das Wort “Blume” habe ich auf der Liste der schönen Wörter ganz vergessen. Ich finde “Blume” auch sehr schön. B l u m e. Wie sich die Zunge beim “l” nach dem weichen “B” im Mund rollt, darauf folgend das tiefe “u”, dann das warme “m” und dann das “e”. Blume. Also, eine Fortsetzung:

 

 

 

Liste schöner Wörter II

Blume, Schlüsselloch, Granada, Mirabelle, Smyrna, Lila, Klang, wuschelig, Zinnober und Zion...

 

 

Das Geheimnis der Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris):

fein gefiedert.
Ihre Frucht.
(Lang seidig geschnäbelt, steht in meinem Blumenbuch.)

 

Montag, 5. Mai 2008

 

Neumond. Neuanfang. In der Mittagspause gelangte ich auf eine Seite, welche ich eigentlich schon kannte, mich aber plötzlich fesselte. Es war wegen meiner Frage in der letzten Woche. Sie war wie eine Antwort, eine Antwort, die ich mir selber gab.
Freude.
Den Hörer in der linken Hand haltend sang eine liebe Frauenstimme auf dem Anrufbeantworter melodiös in mein Ohr. Legte schnell wieder auf.
Vorhaben nicht durchgeführt.
Am Abend Clubtreffen.

Ich las über die Bedeutung der Sieben, über die Oktave und über die sieben Vokale, welche von den ägyptischen Priestern an die sieben Strahlen der aufgehenden Sonne gesungen wurden, auf die Memnon, eine der beiden Kolossalstatuen vor dem Totentempel Amenophis III. in Theben, antwortete. Die Statue gab zur Zeit des Sonnenaufgangs gesangsartige Töne von sich.
Nun weiß ich, warum ich von dem Buch auf den Tasten des Klaviers träumte.

Dienstag, 6. Mai 2008

Nun habe ich eine Karte für den Dalai Lama. Durch Zufall. Elvi fragte gestern Abend in die Runde. Sie hat die Karte von einer Bekannten, die jetzt zu der Veranstaltung nach Nürnberg geht.
Es war noch etwas, an dem gestrigen Abend, was mich während der Diskussion innerlich aufhorchen ließ und mich berührte. Angelika machte eine Bemerkung über das vergangene Jahr. Trotz der vielen Termine und Verpflichtungen empfand sie, besser gesagt gerade auch deshalb, unsere Aktivitäten als erfüllend. Sie sagte, daß sie für sich festgestellt hätte: Ja, das ist es, was ich will. Das will ich.
Dies ist ein Thema, worüber ich oft nachdenke. Was ist mir wirklich wichtig? Worum geht es mir? Was ist das, was mich erfüllt? Wohinter stehe ich wirklich?

Mein Freund hat einen offenen Fuß. Er hat schon länger Probleme mit juckenden Fußsohlen und seit dem Wochenende eine stark juckte Stelle unterhalb des Knöchels, die nun vom Kratzen vollkommen offen ist und auch eitert. Woher kommt der Juckreiz nur? Was ist die Ursache davon?

Mittwoch, 7. Mai 2008

Da waren zwei Baumkronen vor einem blauen Sonnenhimmel, welche erst beschnitten worden sind. Die beiden Baumkronen bestanden aus wenigen kurzen und recht dicken, korbähnlich nach oben weißenden Ästen. Das frische Blattgrün war noch nicht getrieben. Die beiden Bäume standen leicht versetzt, die linke Baumkrone war also vor der Baumkrone des rechten Baumes. In den Wipfeln der beiden Bäume, also mitten in den Baumkronen, saß je ein kleiner Vogel. Es waren Meisen, zwei Meisen, Blaumeisen.
Ein Traumbild.

Freitag, 9. Mai 2008

Ich hatte auch einen Traum, daß mit meinem Kind etwas ist und daß ich dann beim Arzt bin. Auf Liebe? Dort bekomme ich eine Spritze in mein Ohr und kann dann aber nicht mehr gehen. Als ich von dem Behandlungstisch aufstand knickte ich nämlich weg, meine Beine gehorchten mir nicht mehr. Ein weißer Umhang wird dann um mich gehüllt und ich werde wieder hingelegt. Meine eine Schwester kümmert sich deswegen um mich und fährt mich. Und auch meine andere Schwester beim Aussortieren von etwas...

 

 

 

Ich träumte von Siegeln, nämlich von Glückssiegeln. Glückssiegel von der Zulassungsstelle. Die Glückssiegel waren in einem vielleicht zehn Zentimeter hohen zylindrischen Kunststoffbehältnis, dessen Deckel man abschrauben konnte. Das Behältnis war blau und das Blau war schon etwas ausgeblichen. Es war auch noch ein Etikett auf diesem Behältnis. -
Ich glaube jetzt, daß es besondere Siegel sind, nämlich Siegel aus Tibet, und ich glaube ganz sicher und ganz fest, daß auf den Siegeln in chinesischer Schrift steht: “Möge großes Glück Dir zu Diensten stehen!”

 

 

 

Und auf einmal begann der Mond am Morgen mit den Rosen zu sprechen...
Er begann zu reden, bevor die Sonne aufgegangen war.
Es dämmerte bereits und der Mond zeigte sich milchweiß.
Es war so, daß der Mond vollkommen betört vom Anblick der tauschimmernden Rosen war, die still im aufsteigenden Nebel verharrten.
Er öffnete seinen Mund und sprach:
rosa.

 

 

 

Das Blau.
Das Blau der Märchenoper.
Das Blau der Luft, der Atmosphäre um den Planet Erde.
Das Blau im Horizont.
Das Blau des Eisvogels.
Blau blühen die Spitzen jener Formen über dem zeitlosen Grund, welche pausenlos atmen und pulsieren.
Blaue Nacht umfängt wie Licht dein Antlitz hinter dem Spiegel der Wahrnehmung.
Blau ist der Ruf des Vogels -
Und Blau ist das geschmeidige Heben und Senken der Brust der Hortensie im Schimmer der Dämmerung.
Blau zeigt sich im Strom der Wellenform um das innerste Zentrum,
Und Blau, Blau singt die Monade.

Samstag, 10. Mai 2008

“Rosen lieben Sonne und Wind”, sagte sie.
Wir saßen im Garten, umgeben von Rosen. Die Sonne schien warm und der Wind wehte.
Ich sah nach oben und da stand die schmale Sichel des zunehmenden Mondes im wolkenlosen Nachmittagshimmel.
Durchscheinend, kaum sichtbar, milchweiß.
“Schau, der Mond... “, antwortete ich.

Als hätte ihn der hellichte Tag schon fast aufgelöst, so ätherisch sah er aus. Wie eine Wolke. Wie ein Hauch. Als hätte sich der Mond nicht vom Anblick der Rosen lösen können und er deshalb vergessen, sich bei Sonnenaufgang wieder in die Sicherheit der Nacht zu bringen.

 

 

Fasziniert von dem Tanz der Lichtstrahlen auf dem Wasser des Baches neben dem Haus

 

 

bonne nuit la compagnie! steht auf einem Putzlappen aus der Werkstatt.

Sonntag, 11. Mai 2008

Am Bach

Sonnentage. Seit sieben Tage scheint die Sonne und weht der Wind. Der Boden ist mittlerweile bereits vollkommen ausgetrocknet.
Die Aufregungen der letzten Woche heute auf einmal verflogen. Weggeweht. Aus der Erinnerung.
Lese viel.
Gestern verbrachte ich einige Zeit am Nachmittag auf der Wiese am Bach, um Unkraut auszureißen. Plötzlich knirschte es unter meinem rechten Fuß - ich war versehentlich auf eine kleine Schnecke getreten.
Ich schreckte Yoda, den roten Kater, auf der Sandbank unter der Brücke auf. Er sprang mit einem gewaltigen Satz auf die fast zwei Meter hohe Steinmauer, um wenige Momente später, nachdem er mich erkannt hat, ein lautes Jammern anzustimmen, dessen näheren Grund und Bedeutung ich leider nicht in Erfahrung bringen konnte.
Gab mich dem Anblick des sprudelnden Wassers hin. Der tausend Lichtpunkte, welche auf seiner Oberfläche tanzten.
In der letzten Woche hat Yoda innerhalb von wenigen Tagen drei Eidechsen angeschleppt. Bei der ersten Eidechse dachte ich, es handle sich um eine kleine Maus, aber als ich näher kam, sah ich, daß es eine Eidechse war, mit der er vor der Haustreppe “spielte”. Ihr Schwanz fehlte bereits. Wahrscheinlich hat er ihn schon aufgefressen, dachte ich entsetzt. Oder auch nicht, vielleicht fressen Katzen gar keine Eidechsen, vielleicht spielen sie nur mit ihnen. Ich packte Yoda und trug ihn, er jammerte und maunzte dabei erbärmlich vor Enttäuschung, ins Haus. Fing die kleine Eidechse vorsichtig ein, trug sie hinunter auf die Wiese und setzte sie beim großen Komposthaufen an der Mauer ab. Eine der drei Eidechsen war richtig groß und schimmerte wunderschön blau und grün. Mindestens fünf winzige schwarze Zecken hingen an ihrem Hals, die zu klein waren, als daß ich sie mit den Fingerspitzen umfassen und herausreißen konnte. O du armes Wesen!, dachte ich. Die erschöpften Eidechsen verhielten sich alle ganz still in meiner Hand und ich konnte sie in Ruhe betrachten. Meine Mutter war ganz außer sich, denn die Eidechsen haben ja, verlieren sie ihren Schwanz, bestimmt auch starke Schmerzen.
Neulich saß auf einmal eine schwarze Katze im Hof, welche Yoda dann vertrieben hat. Er ging aus unerfindlichen Gründen auf die andere Katze los und hat sie dann mitten auf der Straße unter lautem Gefauche über die Brücke gejagt, so daß alle Leute aufsahen. Und ich bin hinterhergerannt. Das fand ich schlimm - es beschäftigte mich Tage - denn diese fremde schwarze Katze war mager und hielt ihren Schwanz eingezogen. Ich dachte: Yoda hat Finx Lux vertrieben! Später suchte ich die schwarze Katze und ich fand, wo sie wohnte. Sie hat einen wunderschönen weißen Fleck mitten auf ihrem Hals.
Auf der anderen Seite des Bachufers ist eine Stelle, an welcher die Schwalben ihren Lehm für ihre Nester holen. Was für ein Treiben und Flattern! Ich kann sie nicht einmal mit der Kamera fotografieren, so schnell sind sie.

Beim Einschlafen sah ich eine Quecke vor meinem inneren Auge, deren lange Grasarme sich fächerartig bewegten. Vielleicht war es die Quecke, deren Grashalme ich abgeschnitten habe. Und da saß auf einmal ein kleines Kind, ein Baby, ein Mädchen, auf der Wiese. Dort, wo die Weide wächst, saß es. Es war ganz eigentümlich. Und das sich vom Wind bewegende Blätterdach der Birken zeichnete zusammen mit der Sonne ein wunderschönes Spiel von Licht und Schatten auf das frisch gemähte Gras. Dieser Wechsel von Hell und Dunkel, die sich bewegenden Blätter, das Grün des Grases...
Fast war es so, als ob ich das kleine Baby gewesen wäre. Als ob ich dieses kleine Mädchen bin.
Da waren auch zwei Hunde, ein Irish Setter und ein großer weißbrauner Hund.

 

Weiße Rosen und die kleine Katze mit den großen Augen

 

 

Baum

Montag, 12. Mai 2008

Etwas unsicher und befangen trat ich durch die Glastüre in den langen Gewölbegang zur Bibliothek des Karmeliterklosters, in der sie auftreten würde. Es war in demselben Kloster, in welchen wir auch, allerdings in einem anderen Raum, unsere Tai Chi-Stunden haben. Lange Tische waren linkerhand aufgestellt worden, auf denen bunte Bändchen, Holzperlenketten, Tibet-Flaggen und ihre CDs ausgebreitet lagen. Mein Blick glitt suchend durch den Raum und über die Gesichter. Da, da saß sie , ganz unauffällig, in der Hocke an der Wand hinter dem Tisch, unter dem Fenster, und sah neugierig mit großen Augen auf die Hereinkommenden. Schnell lächelte ich, und da lächelte sie zurück, so warm, und mir sprang das Herz.
(Dieses Mantra mag ich besonders. Auf dem Video sieht es so aus, als küßte Krishna ihr die Stirne. - Und es ist so.)
Der Saal war vollbesetzt - es wurden sogar noch Stühle hereingetragen, damit alle Konzertbesucher Platz finden würden. Uli begleitete mich.
Die Türen haben sich geöffnet.
Besonders liebt sie den Klang der Flöte, erzählte sie.
Ein Link zu Ani Choying Drolma.

 

 

 

 

 

Zwischen den einzelnen Gesängen erzählte sie von den Meistern, welche die Mantras entwickelt haben und von der Wirkung, welche diese auf den Menschen haben können. Sie erzählte, daß ihr größter Wunsch Erleuchtung ist - und ihr zweitgrößter Wunsch ist möglichst viel Geld für die Ausbildung von Mädchen in dem Nonnenkloster zu sammeln. (Ich hoffe, daß ich das so richtig verstanden habe.) Sie sagte, unser größter Feind sei das Ego. Gleich nach einer tiefgehenden und ernsten Lehrgeschichte, die sie zum besten gab, lachte sie plötzlich ganz unerwartet und voller Charme, als sei alles ein unendlicher Witz. Ja, ein Witz. Da lächelte ich auch.
Der Text des letzten Liedes, einer Weise, welches sie auf die besondere Bitte eines Mannes hin als Zugabe teilweise auf Deutsch sang, handelte davon, daß wenn in deinem Auge die Blüte einer Blume ist, dann ist die Welt auch das, nämlich eine Blüte, und wenn dein Auge ein Dornenauge ist, dann ist die Welt voller Dornen. Es war auch eine Bitte in dem Lied: Gib, daß mein Fuß nicht auf etwas tritt, was niedriger ist als ich.
Es war wunderschön.
Wieder daheim, meine Sachen aufräumend, knackte es plötzlich unter meinem rechten Fuß, der in einem Filzpantoffel steckte. O nein!, dachte ich. Ich sah, daß ich aus Versehen einen größeren schwarzen Käfer totgetreten hatte, der auf dem Parkettboden zwischen der Türe vom Korridor zum Arbeitszimmer gelaufen war. Weiß der Himmel, wo der herkam. Da dachte ich wieder siedendheiß an das Lied. Hoffte, daß ich eines Tages nicht mehr auf Käfer und Molanda-Schnecken treten werde.
In der Nacht von Sonntag auf Montag träumte ich von China.
Und von einer Art seltsamen Konzert, ein Mann dirigierte Menschen - die Konzertbesucher - welche vor ihm auf niedrigen Holzbänken saßen. Die Menschen bewegten ihre Arme und ihre Beine gleichzeitig im Takt auf besondere Art und Weise und genau so, wie es der Dirigent angab. Da sah ich, hinter dem ersten Dirigenten stand noch ein zweiter.
Am Morgen ein Traumbild von einem herrlichen Morgenrot über einer bewaldeten Landschaft.

Dienstag, 13. Mai 2008

Wie fotografiert man Licht?

 

 

Der Wind hat gedreht -
er kommt jetzt vom Meer.

Donnerstag, 15. Mai 2008

Ich träumte, daß ich versuche eine wunderschöne blühende Wiese glattzubügeln. Ich legte die Blumenwiese dafür über das Bügelbrett und begann gerade damit, das Bügeleisen auf das blumendurchwirkte Gras zu drücken.
Ich kann doch keine Blumenwiese glattbügeln!, erkannte ich in letzter Minute.

 

Freitag, 16. Mai 2008

Im Traum öffnete ich die Kühlschranktüre, und ganz hinten im Kühlschrank, da stand eine junge Tomatenpflanze. Sie war sogar schon richtig groß gewachsen.
Aber warum denn im Kühlschrank, warum stelle ich denn die Tomatenpflanze in den Kühlschrank? So kann sie doch gar keine Früchte tragen! Das denke ich jetzt.

 

 

 

Das Nest

Heute morgen sah ich, als ich die Augen öffnete und den Kopf noch auf das weiche Kissen gebettet aus dem Fenster blickte, für einen Moment auf dem höchsten Wipfel der Erlen am Bach ein großes Nest aus Zweigen, das ich vorher noch nie gesehen hatte. Normalerweise gar nicht vorhanden ist. Ich zwinkerte verschlafen. War es eine Fata Morgana, oder hatte ich eine Halluzination? Hat also ein Vogel Übernacht dort oben genistet. Und welcher Vogel war denn das, welchem Vogel gehörte denn das große Nest dort oben hoch über dem Bach? Raben bauen sich solche große Nester aus stacheligen Zweigen, die auf den ersten Blick nicht besonders bequem und einladend wirken. Vielleicht wohnt jetzt hier, ganz nahe bei mir, Luftlinie nur ungefähr vierzig Meter entfernt, seit neuesten ein Rabe? Eine Rabenfamilie.

Ich weiß, daß es manchmal möglich ist, sich einen Raben zu zähmen. Der Großvater einer Schulkameradin aus der ersten Klasse der Volksschule hatte einst einen zahmen Raben, kann ich mich vage erinnern. Ich glaube, daß der Rabe sogar etwas sprechen konnte. Das fand ich ganz besonders. Ich wünschte mir insgeheim auch einen solchen Raben. Und wie groß der war! Sein Gefieder schimmerte blauschwarz. Und sein Gesicht war ernst, nein, es war nicht schön, mit dem harten schwarzen Schnabel und dem störrischen Gefieder, das ihm am Kopf nach oben abstand, sondern es war ernst. Und wie klug, wie klug er war.

Auch Hexen haben manchmal anstatt einer Katze einen schwarzen Raben auf ihrem Rücken sitzen. Als ihren Ratgeber. Als ihren weisen Führer. Wie sie am besten erschöpfte Blumen zum Erblühen bringen, die keinen Sinn mehr darin erblicken, flüstert er ihnen dann ins Ohr. Die Hexen tanzen dann nämlich vor den Blumen. Ein Rabe hilft einer Hexe, sollte ihr einmal der eine oder andere wichtige Zauberspruch entfallen sein. Oder wenn sie heißes Wasser für eine Tasse Kräutertee benötigen. Wie die Zauberformel für „bitte jetzt kochendes Wasser im Kupferkessel“ geht. Oder wie sie zaubern können, daß sie bald einen schönen Stein finden mögen. Einen Stein winzig klein doch stark an Kraft. An Heilkraft. Ein Kleinod der Nacht. Einen Bergkristall vielleicht. Einen Triumvalit... nein, den gibt es gar nicht, ich wollte sagen: einen Turmalin. Unter dem weichen Moosteppich im Tannenwald. -
Ich muß einmal nachsehen, wie es sich bei der kleinen Hexe verhält, ob sie auch einen Raben auf ihren Rücken sitzen hat. Ich versuche mir gerade vorzustellen, wenn es anstatt des Raben eine Bachstelze wäre, die da auf ihrem Rücken säße. Oder ein kleiner Spatz. Oder ein Specht. Ein Rotkehlchen vielleicht?
Rotkehlchen haben ein brennendes Herz.

Samstag, 17. Mai 2008

Ein Storch ist mit langsamen Flügelschlägen über das Haus geflogen.

 

 

 

Seit einiger Zeit lese ich in den Mahatma-Briefen. Jetzt bin ich am Ende des zweiten Bandes angelangt. Die Mahatma-Briefe sind Briefe der Mahatmas - tibetischer Meister- an westliche Empfänger, hauptsächlich an Frau Blavatsky, Herrn Sinnett und Herrn Hume, in welchen sie ihr tieferes Wissen um das Weltsystem erläutern. Die Originale werden heute im Britischen Museum in London verwahrt.
Bei der Lektüre fühle ich mich manchmal stark an das Gurdijeff-Werk „Beelzebubs Erzählungen für seinen Enkel“ erinnert. Und auch an die Kabbala.
Und was sie für mich sind, ganz gewiß sind sie das, auch ein Schlüssel zum tieferen Verständnis der Bücher „Shikasta“ und der “Canopus im Argos Archive” von Doris Lessing. -

Sonntag, 18. Mai 2008

Ein Traumbild: Da ist ein Buch aufgeschlagen. Unten aus seinen Blättern quillt Wasser, regnet es...

 

 

 

Da sind zwei Arme, die von links unten nach rechts oben zeigen. Sie weisen auf etwas, weisen auf etwas hin.
Und worauf weisen sie?
1) Sie weisen auf eine weiße Wolke im blauen Himmel, auf der eine Art riesige silberne Antenne steht. Sie glich einer riesenhaften Autoantenne, einem Sendemasten.
2)
3)

 

 

Der Wind weht und bewegt das weiße Gewand und den weißen Schleier sacht.

 

 

 

Träumte auch, daß ich etwas Komisch esse. Etwas Kreisförmiges, Rundes, Flaches, wie ein seltsames Spiegelei aus feinporigem Schaumstoff. Außen war es weiß. Der Mittlere Kreis war gelb. Das Innere war mittelbraun und sah nicht appetitlich aus. Und genau dieses Innere aß ich gerade. Es war mir fast zuwider, dieses Braune zum Mund zu führen und zu essen. Es war bestimmt, so wie es aussah, etwas ganz Widerliches, so etwas, was man eigentlich nicht ißt. Das Braun erinnerte mich an das Braun eines Grindes. Zum Glück schmeckte es nach nichts. Ich aß es auf.
Ich war sehr krank gewesen und lag im Krankenbett. Zwei Mal zeigte ich keine Reaktion. Versuchte ich mich im Bett aufzusetzen, konnte mich aber nicht aufrecht halten, war zu schwach. Das erste Mal sah ich schrecklich aus, ich hatte ganz dunkle Augenringe. Doppelte Augenringe, also zwei schwarze Ringe. Beim zweiten Mal, als ich mich aufsetzte, war es besser, denn die schlimmen Augenringe waren verschwunden und die Haut meines Gesichtes war auf einmal wieder hell und glatt, fast leuchtete sie. Wie es scheint, auf dem Weg der Besserung.

 

 

 

Ein Traumbild von einem Mann, an dessen beiden Armen der Länge nach jeweils wallende, rauchblau schimmernde Vorhänge befestigt waren, die lang und schwer nach unten fielen. Er hielt seine Arme waagrecht eingeknickt vor sich, so daß man ihn nicht sah, die seidig glänzenden Vorhänge ihn verbargen. Er hielt dabei seine Hände auf eine besondere Art und Weise. Dann begann er seine Arme zu bewegen. So kann er zeigen oder verbergen. Er wirkte ein bißchen wie ein Priester. Er war, glaube ich, unbekleidet und die Farbe seiner Haut war leicht getönt. Noch ein anderes Traumbild: Ein Farbfoto eines appetitlich grünen Kopfsalates in der Zeitung. Ein Kopfsalat mit Herz? Die lyrische Bildunterschrift zu dem Foto lautete: Dies, die Abendsonne, Heil des Lichtes...

 

 

Tor

 

 

 

Ich werde wieder in die Türkei reisen und dort an einem Kunstworkshop von Frau Seeberg teilnehmen.
Ihre Arbeiten finde ich sehr bemerkenswert.

Einerseits bin ich unruhig, weil der Zeitpunkt auf einmal ganz unpassend ist, es eigentlich besser wäre, wenn ich daheim bliebe, mein Freund und meine Eltern vor lauter Arbeit nicht mehr ein noch außen wissen, andererseits freue ich mich sehr darauf. Ich habe Anfang des Jahres über den Frauenclub davon erfahren.
Eigentlich kann ich gar nicht weg.
Weiß nicht, was richtig ist. Wäre auch gerne woanders hin.
Mit dem Wind ziehen.
Dorthin, wo der Vogel sein Nest baut. Der Vogel, der neulich, am Donnerstag, genau vor meinen Augen mit einem großen Zweig in seinem Schnabel tief über die Straße flog.
Zu Tante Tier.
Seit letzter Woche esse ich weniger. Seit Montag, um genau zu sein. Ich bin eisern.
Und was noch ist, ich habe jetzt ein Gerstenkorn am rechten Auge, nachdem ich im letzten Jahr dieses große Hagelkorn am linken Auge hatte. Es ist mir mit Schrecken in Colmar aufgefallen, als ich im Hotelzimmer in den Spiegel sah und sich das Unterlid komisch dick anfühlte. Zum Glück tut es nicht weh. Viele kleine Grieskiesel.

 

 

Sie sang: Namo Ratna Traya

 

 

Als er auf die Bühne trat, hatte ich so ein Gefühl, als kämen mir die Tränen. Aber das war nur kurz. Er setzte sich eine flotte Schildmütze auf, die ihm ein Freund aus Amerika extra hat anfertigen lassen. Wegen des grellen Scheinwerferlichtes, das von oben auf die Bühne gleißte und ihn blendete, erklärte er. Durch die Schildmütze sehe er das Publikum, die Gesichter der Menschen. Sonst hätte er nämlich das Gefühl, daß da womöglich lauter Geister in der Dunkelheit säßen und ihn anstarrten, sagte er und lächelte.
Es ist seltsam, mit vielen vielen Menschen in so einer großen Halle zu sein. Der Dalai Lama ganz klein weit weg vorne auf der Bühne.
In seinem Vortrag sprach er auch davon, daß er versuche eine Handlung und den Menschen, der diese vielleicht negative Handlung ausgeführt hat, zu trennen. Also daß man zum Beispiel eine negative Handlung verurteilen und offen zur Sprache bringen kann, doch dem Menschen selbst dennoch positiv gegenüber treten, ihn annehmen könne. Das fand ich für mich wichtig und bedeutsam. Es war, wie soll ich mich ausdrücken, eine richtiggehende Erleichterung, ganz erleichternd für mich. Denn nur zu oft bin ich nicht fähig, das zu trennen, einmal auf mich bezogen, aber auch auf andere. Er erklärte auch, daß der Buddhismus kein Selbst kennt.
Er ist eine Verkörperung Avalokiteshvaras, des Bodhisattva des Mitgefühls. Auch darüber dachte ich nach.

 

Montag, 19. Mai 2008

Vor der ausverkauften Halle fanden zwei Demonstrationen statt. Als ich mit der Menge aus der Halle trat, wußte ich erst gar nicht, was los war, was das sollte. Es demonstrierten zum einen Shugden-Mönche, wie ich heute aus der Zeitung erfuhr, und zum anderen eine Gruppe vorwiegend junger Chinesen gegen den Dalai Lama. Die Shugden-Mönche forderten auf Transparenten Religionsfreiheit und die Tolerierung ihrer Praktiken vom Dalai Lama. Auf manchen Transparenten stand auch: Dalai Lama stopp lying. Viele der Besucher blieben stehen, als sie aus den Eingängen strömten. Manche fotografierten die in rhythmischen Sprechchören Rufenden und Fahnen Schwingenden hinter der hüfthohen Absperrung. Ich selbst ging weiter. Wollte alleine sein und weg von dieser surrealen Szenerie. Mich fror in dem dünnen Oberteil und meine Augen tränten. Nonnen teilten Faltblätter aus, ebenso die chinesischen Demonstranten. -
Träumte auch davon.

Dienstag, 20. Mai 2008

Ein kleines Vöglein fütterte emsig seine Jungen. Da sah ich, daß es der Schlund meiner kleinen graugetigerten Katze war, die ihn dafür weit geöffnet hielt.
Ein Traumbild.

Mittwoch, 21. Mai 2008

 

Und man muß sie gar nicht suchen, die Perle, man findet sie einfach... , träumte ich.

 

 

 

Heute. Heute sah ich eine Kirchturmuhr, die hatte keine Zeiger.
Dafür einen goldenen Stern in ihrer Mitte.
Einen Stern der leuchtet so hell.

Das war am Abend auf dem gemeinsamen Weg vom Tai Chi zum Störenkeller.
Eigentlich dachte ich am Anfang, als ich in die Gruppe kam, daß ich hier niemanden kenne und mich auch niemand kennt, daß alle für mich, und auch ich für sie, sozusagen unbeschriebene Blätter sind. Aber dann, im Laufe der Zeit, stellten sich ganz unerwartete Verbindungen heraus. Ich glaube, egal wo man auf der Welt hinkommt, trifft man auf einmal jemanden, der einen irgendwie kennt, der mit einem selbst oder einem Bekannten in Beziehung steht - oder umgekehrt.
Die Menschenfamilie. Fäden. Beziehungsbänder. Ein Geflecht. Ein Muster.
Vielleicht tanzt man es.

 

 

Oder man läßt, eines Tages, die beschriebenen Blätter fliegen.