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Samstag, 14. Juni 2008

Eine Frau sagte sanft ein paar Worte in mein rechtes Ohr, so daß ich davon erwachte und schnell erstaunt laut “Ja?” in das dunkle Zimmer fragte, denn ich wollte sie auf keinen Fall verpassen. Gelb war ihre Farbe. Etwas in Form einer Triangel, gewebt aus hauchdünnem Faden.

 

 

 

 

 

Ich träumte noch, daß ich vor einer hohen Stufe stehe. Die Stufe ist so hoch wie ich oder noch höher. Sie ist wie aus grauem Beton und ich war wie ein kleines graues Männchen.

 

 

Schöne türkische Blüte

Sonntag, 15. Juni 2008

Ich träumte von einer nachtblauen Zimmercalla.
Und ich hatte einen Traum, daß ich mich tief in die Erde zu einer unterirdischen heißen Quelle begebe. Sie muß hier in der Gegend sein, denn zuerst befanden wir uns in einer Flur mit weiten Feldern und einem schmalen, rechts und links von Bäumen gesäumten alten Hohlweg. Und es war Sommer. Ein alter Jugendfreund war bei mir, der mich dorthinein begleitete. Er ging mit mir zu der Quelle. Das wunderte mich, während ich träumte. Ich glaube, der Grund war, er mag mich. Es war eine bekannte Heilquelle. Im Traum war es für mich ganz selbstverständlich dorthin zu gehen. Ein sehr langer Gang führte schräg immer tiefer in die Erde hinein. Ab und zu waren Türen, halbbogenförmige undurchdringliche Tore aus weiß lackiertem Eisen, die eher an eine Anstalt als an eine Kurklinik erinnerten, und wir mußten uns bücken, damit wir durchkamen. Vielleicht war es auch ein sehr sehr alter Gang und die Höhle wurde auf diese Weise, durch die Tore, vor unliebsamen Eindringlingen geschützt. Teilweise wurde es sehr eng. Was mich wieder, während ich träumte, gewundert hat, denn das Sanatorium war ja öffentlich. Allerdings waren außer uns keine weiteren Gäste zu sehen. Manchmal bekam ich Platzangst, wollte schon umdrehen, während wir durch die engen Tore krochen, uns klein machen mußten, doch mein alter Freund war bei mir und ich war auf einmal beruhigt, die Angst verflog. Ich bemerkte erstaunt, daß ich meinen dicken Wintermantel trug, einen braunen Daunenmantel. War also sehr warm angezogen. Das wunderte mich wieder. Denn es war Sommer und die Quellen waren ja auch warm, dorthin, wo wir gingen, würde ich den gar nicht brauchen, würde ich mich vielmehr erlöst von allen Kleidungsstücken befreien können, um dann in das warme und reinigende Wasser einzutauchen.
Schließlich gelangten wir in den Heilraum mit dem Wasser, das hier aus dem Felsgestein trat, einer tiefen Höhle. Rechts und links waren Wannen roh in den Stein gehauen. Diese Wannen waren mit dem warmen und klaren Heilwasser der Erde gefüllt. In die rechte Wanne würde ich mich legen. Mein Freund ließ sich, während ich darin lag oder liegen sollte, am Kopfende nieder, um mich dabei wachend anzusehen. Gleichzeitig stand ich noch in der Mitte des Raumes, der jetzt auch offen und weit und ohne begrenzende Felswände war. Ich dachte: Warum tut er das? Warum bleibt er bei mir? Ich machte mir Gedanken, da mich diese Situation an eine andere, ganz ähnliche, aus der Vergangenheit erinnert hat. Daß ich vielleicht spätere Erwartungen von ihm nicht erfüllen konnte. Ich ihm nicht die Gefühle entgegenbrachte, wie er mir, denn dieses Anblicken war irgendwie sehr offen und sehr fürsorglich. Er wachte im wahrsten Sinne des Wortes hingebungsvoll über mich, während ich mich in das Wasser legen würde.
Jetzt erkannte ich ein Hotel, einen Kurbetrieb, dort, wo der lange Gang gewesen war. Das Haus war gelb mit vielen kleinen Balkonen in Richtung der Höhle, wohl Zimmer für die Kurgäste. Wir befanden uns im Freien. Die Höhle glich eher einer Grotte. Der Bademeister kam an, ein dunkelhaariger, älterer Mann, der mir nicht sympathisch war, und ich versuchte ihm aus dem Weg zu gehen. Mein Freund erledigte das Nötige für mich mit ihm. In der Wanne an der linken Seite der Höhle lag ein Mann im Wasser zur Behandlung, erkannte ich auf einmal aus den Augenwinkeln. Der Mann trug, obwohl er im Wasser war, einen blauen Trainingsanzug mit weißen Paspeln und weißen Reißverschlüssen und das Seltsame war auch noch, daß er verkehrt herum, also nicht mit dem Gesicht nach oben, sondern mit dem Gesicht nach unten, im Wasser lag. Ich fragte mich, wie er in dieser Position atmete. Aber er war offensichtlich am Leben, obwohl sein Körper ganz regungslos in dem Wasser schwamm, das ihn gerade bedeckte. Trotzdem spürte ich bei diesem Anblick Beklemmung, denn das bedeutete wohl etwas, was mir während des Traumes noch nicht ganz klar war.
Da war dann eine blonde sportliche Frau, mit der ich mir ein Zimmer, das links auf halbem Wege des Ganges zu den Heilquellen lag, teilen würde. Diese Zimmer hatten keine Fenster, Toilette und Waschgelegenheit waren ebenfalls aus Kunststoff und befanden sich im Zimmer, waren in den glatten Wänden eingearbeitet, was den Eindruck von Enge und Eingeschlossen-Sein verstärkte. Das Zimmer der blonden Frau hatte zwei Betten, war etwas größer, und das meine nur ein Bett. Erst wollte ich deswegen etwas sagen, aber die Aufteilung war so bestimmt, deswegen schwieg ich dann. Eigentlich waren es zwei Zimmer, jede von uns hatte eines, aber dann war die Trennwand aus dickem weißem Kunststoff zurückgeschoben worden und ich fühlte mich nicht mehr so beengt, war etwas erlöst. Es waren auch noch Bekannte da, denn die Türe, der Zugang zu den Zimmern war offen und wir unterhielten uns.

 

 

 

Im Traum schob ich auch den Olivenbaum aus dem Treppenhaus durch die Türe vor das Haus. Ich sah, daß er noch drinnen stand und wollte ihn deshalb ins Freie tun. Da fiel mir auf, daß vom oberen Rand des Blumentopfs, in dem er wuchs, ein halbrundes Stück herausgebrochen war. Oje, dachte ich, der Topf ist ein bißchen beschädigt!

 

 

Das Geräusch, das entsteht, wenn der Wind die langen Grashalme bewegt und weit nach unten biegt, so daß sich diese sacht berühren.

 

 

 

Land der Steine

 

 

 

Rosenblätter schaukelten auf der Wasseroberfläche des Bächleins, das langsam entlang der Dorfstraße floß. Und weiße Blütensterne des Holunders. Sie ging und ging, und immer wieder kam ein Rosenblatt geschwommen, hing zwischen dem feuchten Tang oder tanzte auf den Wellen.
Was ist das nur, woher kommen all die zarten Rosenblätter?, dachte sie die Augen ständig auf das Wasser geheftet. Bis sie auf einmal vor einem mächtigen über und über mit rosafarbenen Blüten bedeckten Rosenstrauch stand, der so betörend duftete, daß ihr das Herz vor Sehnsucht sprang.

 

 

 

Im Wald. Ein schwarzgraues Eichhörnchen sprang plötzlich possierlich über den Weg, gerade als ich stehengeblieben war, an das Telefongespräch denkend, um für einen Augenblick still zu verweilen. Vögel sangen. Unzählige Vögel, Vogelstimmen, sie sangen. Melodien in der Stille. Das unmerkliche Rauschen der Baumwipfel. Wald, wie kannst du mir ganz nahe sein? fragte ich im Gedanken. Wie geht das, daß ich dich noch näher spüren, ich nicht so weit weg in mir verweile, sondern mit dir eins sein kann?
Da sah ich es.
Jetzt lächelte ich. 

Montag, 16. Juni 2008

Wasserlinien. Rinnendes Wasser, entgegen der Schwerkraft, es floß nämlich langsam nach oben. Es rann aus der Bettdecke heraus nach oben. Unter der Bettdecke muß Wasser sein. Dort, wo ich liege.

 

Dienstag, 17. Juni 2008

Von den Ufern der Ferne hast du dein Lied aus Poesie mit meinem Herzen verwoben.

Mittwoch, 18. Juni 2008

Ich träumte von einer weiten Landschaften mit Bergketten am Horizont und einem rosafarbenen Himmel. Inmitten dieser Landschaft war eine geschwungene Straße, die von weit her führte. Zwei Autos kamen auf der Straße mit eingeschaltetem Licht hintereinander gefahren. Das Licht der Scheinwerfer war nicht gleißend hell, sondern glimmte eher gelb. Das Außergewöhnliche war auch, neben dem rosafarbenen Himmel, daß beide Autos durchsichtig, ganz durchscheinend waren.
Und ich träumte noch von einem Mann mit einem weißen Bart, der mir entgegen kam.

 

Donnerstag, 19. Juni 2008

 

Gestern war Vollmond. Genau um 18:30 Uhr, als auch unsere Tai Chi-Stunde begonnen hat. Die Sonne schien grell zwischen Wolken hindurch, es war schwül. Wir übten im Freien. Wir kamen auf das Thema Gedanken. Die Kraft von Gedanken. Von bewußten, positiven Gedanken. Wie ich meine Gedanken beherrschen könne, fragte ich dann. Zum Beispiel die negativen. Das ist ein großes Thema bei mir.
Doris hat mir ein Buch geschenkt. Ein schönes kleines Buch mit zwei getrockneten Rosenblütenknospen darin.
Wir waren noch zusammen etwas trinken, mit Blick auf dem Dom, zum Greifen nahe, was schön war. Und redeten u. a. weiter über dieses Thema. Wir wollen uns jetzt ab und zu auch an Sonntagen treffen um im Freien zu üben und auch ein wenig zu meditieren.
Eine kleine Schwalbe war am Morgen verletzt unter der Treppe gesessen. Etwas war mit ihren Flügeln. Sie ließ sich ohne Probleme fangen und ich trug sie auf die Dachterrasse, damit die Katzen sie nicht finden und fressen würden. - Schon neulich hat Yoda, der rote Kater, eine Schwalbe unten am Bach gefangen, was hier in diesem Haus für Katzen streng verboten ist. Stundenlang war er am Ufer im Sand wie eine Löwenstatue gesessen, nur einen Meter von der Stelle entfernt, an der die Schwalben ihren Lehm holen. - Um die Mittagszeit, als ich wieder nach der kleinen Schwalbe sah, war sie verschwunden. Vielleicht hat sie sich wieder erholt und ist weggeflogen, hoffte ich. Am Abend aber, als ich nach dem Tai Chi heimgekommen war, sprang Yoda durch die Haustüre nach draußen und nur einen Moment später hatte er etwas Dunkles zwischen seinen Zähnen. Es war die kleine Schwalbe. Als er sie für einen Moment losließ nahm ich sie und trug sie in meiner Hand geborgen in die Wohnung. Ich betrachtet sie, setzte sie vorsichtig auf einen Topflappen auf den Küchentisch. Nach einer Weile schleppte sie sich in Richtung Wand, versuchte auf die Espressomaschine zu klettern, die dort im Eck stand. Daraufhin nahm ich sie wieder behutsam in meinen Hand und sofort verhielt sie sich ruhig. Es schien ihr zu gefallen. Es war wohl die Wärme, vielleicht auch das Gefühl der Geborgenheit, des Umschlossen-Seins. Meine Hand war ihr Nest. Ich versuchte sie zu füttern. In meiner Not versuchte ich es mit Milch, gab ihr ein paar Tropfen, die ich von meinem Finger über ihren Schnabel rinnen ließ, dann in Milch eingeweichte winzig kleine Brötchenkrümel. Sie öffnete tatsächlich ihren Schlund, so als wäre ich ein Elternvogel, und fraß eine winzige Menge. Nach einer Weile wollte ich sie wieder absetzen, damit ich meine Sachen für den nächsten Tag richten konnte. Ich durchsuchte dafür den Dachboden zuerst nach einem alten Käfig, der einst meiner Schwester gehört hatte. Sie bekam ihn einmal zusammen mit Zebrafinken geschenkt. Doch sobald ich die kleine Schwalbe langsam auf das weiche Tuch auf dem Käfigboden setzte, den ich davor in der Dusche vom Staub gesäubert hatte, versuchte sie das Gitter hochzuklettern, wobei sich ihre verletzten Flügel verhakten. Nahm sie daraufhin wieder in meine Hand. Schwalben gehören nicht in einen Käfig. Daß ich mit ihr ständig umherging, schien ihr nicht das Geringste auszumachen. Auch das elektrische Licht schien sie nicht zu stören. Irgendwann setzte ich mich müde auf die grüne Bank im Korridor und überlegte. Betrachtete das arme kleine Tier, daß ich immer noch vorsichtig in meiner Hand umschlossen hielt. Ihr Gefieder am Kopf glänzte wunderschön blau und schwarz. Morgen, wenn du noch lebst, kann ich die Tierärztin anrufen. Vielleicht weiß sie einen Rat. Was soll ich nur tun? dachte ich immer wieder. Soll ich die kleine Schwalbe in der Nacht auf der Terrasse lassen. Aber nur wie und wo? In einer Schachtel? Oder soll ich sie einfach unter den Salbeistock setzen? Schließlich tat ich sie doch wieder in den Käfig, tat sie auf das Tuch, das ich in lockere Falten gelegt hatte, damit sie sich geborgen fühlen konnte, stülpte schnell den runden Käfig darüber und löschte dann das Licht. Nach einer Weile öffnete ich die Türe wieder etwas, um nach dem Rechten zu sehen. Sie hatte sich nicht mehr bewegt, saß immer noch auf dem Boden. Ich legte mich ins Bett. Müde schlief ich ein. Um fünf weckten mich die Katzen und ich fütterte sie. Die Türe zum Badezimmer, in dem der Käfig stand, öffnete ich noch nicht. Legte mich noch einmal hin. Um sechs stand ich schließlich auf. Bereitete das Frühstück, erledigte erst alles mögliche andere, lüftete, räumte etwas auf, und so weiter, bevor ich langsam und mit einem komischen Gefühl im Bauch die Klinke zur Badezimmertüre niederdrückte. Da saß die kleine Schwalbe mit ausgebreiteten Flügeln auf dem Boden des Käfigs. Das war nicht gut. Die ausgebreiteten Flügel. Nicht gut. Wenn ein Vogel so dasitzt. Gar nicht gut. Ich hob den Käfig und nahm die kleine Schwalbe wieder vorsichtig in meine Hand. Ob sie etwas fressen wollte? Ein winziges Stück von dem feuchten Katzenfutter, von der Gelatine? Sie mochte nichts. Einen Tropfen Milch? War apathisch. Auch hielt sie ihren Kopf anders, irgendwie mehr verrenkt. Mein Freund beobachtete mich skeptisch und hielt einigen Abstand von mir.
Dann, auf einmal, legte die kleine Schwalbe sacht ihren kleinen Kopf auf meinen Finger, so als ob sie schlafen wolle. Und ich wußte, daß es jetzt soweit war, daß sie jetzt starb. Sie starb in meiner Hand.

 

 

 

Am Vormittag hab ich jemanden getroffen, einen alten Freund. Ganz unerwartet und überraschend. Ich sah ihn schon durch die Fensterscheibe, doch ich erkannte ihn nicht. Dann aber, als ich durch die Türe nach draußen trat, schon. Und ich ging einfach an ihm vorbei, flotten, geschäftigen Schrittes, einen schnellen Gruß murmelnd, ein Lächeln auf den Lippen, so, als ob nichts wäre, er irgendein unverbindlicher Bekannter wäre, anstatt kurz stehenzubleiben und ein paar Worte zu wechseln. Er antwortete mit einem verwunderten Laut - einem Laut, nicht spöttisch, auch nicht ungläubig, aber er traf irgendwie.
Ich hätte etwas erklären können. Es wäre wichtig gewesen.
Ich saß dann noch im Wagen. Schämte mich, auszusteigen und draußen zu warten, bis er vielleicht wieder aus dem Gebäude käme. Dann ging ich doch hinein, sah ihn aber nicht mehr.
Ich weiß nicht, warum ich mich so seltsam verhalte. Ganz verdreht. Ich nicht dazu stehe. Daheim suchte ich im Telefonbuch nach der Telefonnummer. Erst beruhigte ich mich damit. Daß ich ihn ja noch anrufen und mit ihm reden kann, zum Beispiel am Abend. Doch ich fand keine Nummer. Und damals, vor Jahren, habe ich sie nicht richtig aufgeschrieben.
Dann vergaß ich es wieder, im Laufe der Hektik des Tages.

 

 

 

Abends war goldenes Licht am Bach. In dem Licht, das besonders unter den Ästen der beiden Birken war, tanzten Mückenschwärme. Im Abendhimmel waren zig blaue Federn gemalt, kreuz und quer, vor einem Schimmer von Rosa.

Freitag, 20. Juni 2008

Eine rote Rose und ein Asparagus-Zweig schwebte von der Decke herab. Frauenhaar. Beide schwebten mitten im Zimmer, um dann schwebend durch das Fenster nach draußen zu entschwinden.

 

 

 

An der Nordseite des Hauses haben wir heuer dreißig Schwalbennester, und an der Südseite sind es fünf. Es sind so viele wie noch nie.

Samstag, 21. Juni 2008

Klang-Spiel mit deinen Augen
Wiedererkennen der Symphonie.

 

 

 

 

 

Am letzten Wochenende lauteten zwei Überschriften zu Artikeln in der Zeitung so: Marine soll Piraten jagen dürfen und eine andere: Bush und Merkel drohen dem Iran.

 

 

In der Türkei haben wir zum Spaß manchmal im Kaffeesatz gelesen. Oder es versucht. Der Professor zeigte uns, daß man dazu die kleine filigrane Porzellantasse mit dem Satz des türkischen Kaffees darin mit einem Zug umdrehen und auf den Unterteller stellen müsse. Etwas warten und hochheben. Man kann dann auch noch den Unterteller senkrecht halten und sehen, was für ein Bild der herabrinnende Kaffeesatz einem zeigen würde.
Hier ein kleiner Hund mit Flügeln, ähnlich dem Löwen vom Markusplatz in Venedig, und ein südländischer Baum auf der Innenseite der Tasse. Der kleine geflügelte Hund fliegt zu der flammenden Zypresse.

Sonntag, 22. Juni 2008

Ausblick aus dem Fenster

 

 

 

Ich schlug das Büchlein auf und las:
Zu suchen nach dem, was dich im Inneren an
Fehlern erfüllt,
   ist besser für dich, als zu suchen nach dem,
   was dir an Mysterien verhüllt.
(Ibn Ata Allah)

 

 

Spiegel

Wir übten an einem Platz am Fluß, der still dahinfloß, auf einem Wiesenstück unter hohen Bäumen. Radfahrer fuhren vorüber, fuhren vom Baden nach Hause. Enten quakten, landeten in langen Bahnen unendlich langsam auf dem glatten und dunklen Wasser. Licht floß gleißend durch das hellgrüne Blattwerk der Bäume und malte Schatten. Zu Beginn regnete es einmal, obwohl die Sonne schien. Es regnete lautlos vor der stahlblauen Wolkenwand, so daß man es kaum wahrnahm. Beim Blick durch die halbgeöffneten Augen verwandelten sich die Wimpern an den Lidern in flirrende Regenbögen, die das Gesehene zitternd umkränzten. Grün ist dein Land mit deinen Augen darin. Blaue Seen, in welchen Smaragde sind. - Gestern Abend, als ich am Schreibtisch saß, kam Yoda, der rote Kater, zu mir gesprungen und sah mich lange an. Im Halbdunkel des Zimmers leuchteten seine Augen rund; phosphorblau in einem Ring von grün. Normalerweise sind sie ganz hell, hellgrün, mit schwarzen Rauten darin. - Handherzen heben und senken sich, aneinandergeschmiegt, doch nicht sich jemals berührend. Lautlos im Nichts schwebend. Ein Vogel singt.

 

 

Auf den Heimweg

Montag, 23. Juni 2008

Ich habe geträumt, daß ich mit meinen beiden Beinen in etwa bis zu den Waden oder zu den Knien in einem klaren Wasser stehe, in dem unzählige Fische schwimmen. Forellen, lauter Forellen. Sie schwammen mir um die Beine.

 

 

Am Bach spielt das Licht mit dem Wasser und dem Schilf.
Oder spielt das Schilf und das Wasser mit dem Licht?

 

Dienstag, 24. Juni 2008

Auszug aus der Chronik der Blumen:
Wir wachsen bei Tag und bei Nacht dem Himmel entgegen.

Mittwoch, 25. Juni 2008

Der Geruch des Sommers ist Gelb, vor allem, wenn das Licht des Mittags über die Getreidefelder streicht.

 

 

Rosa

 

 

 

Mit der Zeit habe ich das Gefühl, daß das Üben der Tai Chi-Form mehr Gehalt bekommt, mehr “Volumen”. Irgend etwas scheint zu wachsen oder besser sich zu verdichten, auch wenn mir manches schwer fällt und ich keine Sportskanone bin. Es ist etwas, was mit dem sportlichen Aspekt nichts zu tun hat.
Heute waren wir nur zu fünft. Wir übten oben auf dem Sportplatz des Heimes, mit Blick auf den alleinstehenden großen Kirschbaum, der voller überreifer dunkelroter Herzkirschen hing, die niemand erntete.
Einmal setzte sich unser Lehrer ins Gras und ließ uns vier die Form, soweit wir sie bisher gelernt haben, ohne ihn praktizieren. Plötzlich stand ich alleine links vorne an der Spitze, denn normalerweise übt er direkt vor mir. Und gleich waren die Schritte sehr viel holziger, ich sehr viel unsicherer, als fehlte da etwas. Ich glich einem ungelenken Stock, fühlte mich beobachtet, vermißte seine Gegenwart. Aber es war gut, gerade deshalb, weil ich dadurch auf mich selbst zurückgeworfen war, denn die anderen waren ja hinter beziehungsweise rechts von mir und ich konnte nicht sehen, was sie taten und ob ich das Richtige tat.
Zum Abschluß standen wir noch eine Weile im Baum. Die Abendsonne strahlte golden zwischen den grünen Hügeln der Stadt. Er sagte, daß da auch ein kleines Kind in dem Energieball vor unserem Bauch sein könne, den wir in unseren Händen hielten, daß wir uns das vorstellen könnten. Ein Baby, das wächst und wächst und gedeiht, wie eine Blume, etwas ganz Liebes. Ich dachte an das Traumbild mit dem schlafenden rosafarbenen Engel. Und dann sprach er auch noch von einem Bereich in uns. Einem Raum, wo wir Zuhause sind. Da war etwas in mir auf einmal sehr froh und tat einen Sprung.
Er ging leise von einem zum anderen und prüfte die Haltung und den Stand. Stupste mich an der Wirbelsäule, am rechten Oberarm und am Brustbein leicht an. Er wollte sehen, wie ich reagiere. Ein paar Mal, da war ich nicht in meinem Kopf, nicht mit irgendwelchen Bedenken, mit Scham oder hektischen Gedanken beschäftigt, sondern bei mir selbst. Ich reagierte richtig und blieb fest, gab nicht von vorne herein seinem leichten Stoß sofort nach oder wich schnell in die entgegengesetzte Richtung aus, wie ich es sonst oft instinktiv tat. Hatte den richtigen Stand. Ich begann den Unterschied zu spüren, was das ausmachte, ob ich bei mir selbst war, “selbstbewußt” im wahrsten Sinne des Wortes, verwurzelt wie ein Baum in der Erde, oder “im Kopf”.
Ich hatte den Eindruck von mehr Fülle, von mehr Präsenz, auch innerhalb der Gruppe, von einer Art Präsenz, welche die Gruppe durch das gemeinsame Üben der Form erschaffen kann. Ein Gleichklang. Man schwingt miteinander, stellt sich aufeinander ein und erzeugt dadurch etwas. Es war irgendwie besonders, fast wie etwas Heiliges. Eine Energie vielleicht. Ich glaube, daß es den anderen ähnlich ging, denn hinterher sprachen wir nicht viel, schienen auch die anderen diese, ich weiß nicht, wie ich es bezeichnen soll, diese “Präsenz” fast ehrfürchtig wahrzunehmen.

Auf den Weg nach Hause hielt ich am Rande eines Feldweges und stieg aus, um ein wenig durch die wogenden Kornfelder zu gehen und zu fotografieren. Das war immer noch sehr intensiv.

 

Donnerstag, 26. Juni 2008

Regenmutter

 

Heute zog diese Wolke gleich einem riesigen Vogel mit ausgebreiteten Schwingen über das Haus. Sie zog nach Osten. Das ist eine Regenmutter, sagte meine Mutter zu mir.

 

 

 

Wind spiegelt Baum im Glas der Türe, die nach Innen führt.

Freitag, 27. Juni 2008

Ich fand ein schönes Gedicht:

 

Mein Herz, der Vogel der Wildnis,
hat seinen Himmel in deinen Augen gefunden.

Sie sind die Wiege des Morgens,
sie sind das Königreich der Sterne.

Meine Lieder haben sich verloren in ihre Tiefen.

Laß mich nur auffliegen in diesen Himmel,
in seine einsame Unermeßlichkeit.

Laß mich nur seine Wolken teilen und
die Schwingen breiten in seinem Sonnenschein.

Tagore

 

 

Wir zwei...

Samstag, 28. Juni 2008

Etwas, das weit oben hängt. Wohl für mich. An der Zimmerdecke. Hoch beflügelt ist. - Ist das so?
Des Herzens Lehre.

 

Sonntag, 29. Juni 2008

Die kleine Bachstelze tanzt mitten im Hof. Der Oleander, der rosa blüht, duftet.

 

 

 

Wissen Sie, Rosa, das ist ein Lied. 

Montag, 30. Juni 2008

Aus dem weißen Kies auf dem Dachgarten sind rosafarbene Petunien gewachsen, träumte ich. Sie stehen vereinzelt, eine jede für sich.

Dienstag, 1. Juli 2008

Beim Gießen der Blumen am Morgen fand ich einen Marienkäfer mit sieben schwarzen Punkten auf seinem roten Rücken vor der Haustüre sitzen. Und am Abend hörten wir die erste Grille zirpen.

Mittwoch, 2. Juli 2008

 

Ich träumte auch, daß ich den großen Oleander vor der Werkstatt mit dem Gartenschlauch gieße. Im Traum steht der Oleanderstock auf einem Holzstuhl. Das Wasser sprudelt in einem hohen Bogen aus dem Schlauch in den Topf mit dem Oleander. Etwas weiter links steht eine große Blumenschale aus Kunststoff ebenfalls auf einem Stuhl oder einem Hocker. Sie ist geringelt. Da spritze ich dann auch Wasser mit dem Schlauch hinein. Auf einmal kippt die Schale von dem Hocker und ich sehe, daß zwei große rotgelbe Äpfel in etwas klarem Wasser in der Schale sind.

 

 

Ein Gewitter am Abend. Im Osten regnete es und im Westen schien die Sonne. Dann, nach einer Weile, ein Regenbogen im Osten. Ein riesiges Tor.
Das östliche Tor.

 

 

 

Später eine heftige Auseinandersetzung, die mir nachgeht.

 

Donnerstag, 3. Juli 2008

Neumondtag.

Freitag, 4. Juli 2008

Ich träumte von einem Teelöffel voller kleiner Körner im Weidenkorb. Und von einem neuen Link auf meiner Hauptseite. Zum Anklicken. Der Link hieß: Eitel.
Zugegebener Weise stimmte mich das nachdenklich. Bin ich das?, fragte ich mich fast unwillig.
Wahrscheinlich schon.
Dann ein eindrückliches Traumbild von zwei riesigen Händen, welche ein keines rotes Haus in einer sanftgrünen Landschaft beschirmten. Die beiden Hände formten wie ein Dach über dem kleinen roten Haus. Sie behüten, sie beschützen es.
Eine gleißende weißgelbe Sonne im Grün. Und ein markantes Männergesicht unter vielen rosaorangefarbenen Schichten.

 

 

 

 

 

Ich war bereits um sieben Uhr in der Frühe beim Zahnarzt. Der Termin für die Wurzelbehandlung wurde extra für mich eingeschoben, da ich schon seit einigen Wochen undefinierbare Schmerzen hab und auf Grund der Röntgenaufnahme festgestellt wurde, daß sich ein Bereich im Knochen unter der Wurzel eines bereits abgestorbenen Zahnes auf einmal entzündet hatte. Nach der Behandlung konnte ich aber nicht wie erwartet wieder nach Hause um zu arbeiten, sondern bekam auf Grund der abschließenden Röntgenaufnahme eine sofortige Überweisung zu einem Kieferchirurgen in der Stadt ausgefertigt, der die entzündete Stelle im Kieferknochen, die nun ein Hohlraum geworden war, umgehend herausbohren und mit etwas füllen sollte.
Davor erledigte ich noch schnell etwas Geschäftliches, meine Gedanken an die kleine Operation verdrängend. Auf einmal stand der alte Freund neben mir, den ich schon neulich getroffen hatte, und wir sprachen ein paar Worte. Zwar nicht das, was ich vorhatte ihm zu sagen, denn wir waren nicht alleine, aber trotzdem war die Atmosphäre eine angenehme. -
Da saß ich dann wieder, besser gesagt lag ich auf dem Behandlungsstuhl in einem sehr weißen Zimmer.
Der Kieferchirurg war ein ganz junger Arzt, der die Prozedur innerhalb kürzester Zeit gekonnt durchgeführt hat.