Donnerstag, 22. Januar 2009
Bei Günter hat ein kleiner Vogel ein Herz in den Schnee getapst! Es ist unglaublich. Er sandte mir ein Foto. Tatsächlich. Ob es wohl an den vielen Sonnenblumenkernen lag, die er in seinen Garten geworfen hat?, schrieb er.
Freitag, 23. Januar 2009
Traum
Mit einer Frau stand ich an einem steilen Abhang. Tief unter uns war das hellblaue Meer oder ein See. Aber da waren auch scharfe schwarze Klippen ganz nahe unter der Oberfläche. Die Frau zu meiner linken will springen. Aber ich sage, daß sie es wegen der Klippen lieber nicht tun soll. Und daß es hier vielleicht auch gefährliche Fische gibt. Jetzt fliegen wir nahe der Wasseroberfläche über dieses Meer hinweg. Wir sind nach links abgebogen. Ich bemerke auf einmal, daß das ganze Wasser unter uns in die entgegengesetzte Richtung strömt. Wir haben wohl eine Art Wasserscheide überflogen. Neben dem Wasser linkerhand eine Art geteerter Weg.
Der Traum fühlte sich nach dem Aufwachen auf eine Art unerträglich an.
Ein Schwarm kleiner Vögel stob plötzlich über die Straße hinweg. Drehte im Wind. Es war ein frischer Wind, der nach Schnee und Eis roch. Groß und gelb stieg der Sonnenball hinter einem wogenden Wolkenband herauf, deren Wellenspitzen mich an ein Sturmmeer erinnerten. Um die Mittagszeit verdunkelte sich der Himmel auf einmal und ein heftiger Schneesturm brach los. Innerhalb von wenigen Minuten war alles weiß.
Wir schoben Schnee, den großen Hof frei. Zuerst mein Vater allein, in der Mittagspause. Ich sah ihn von oben aus dem Fenster, bekam ein schlechtes Gewissen und kam dann auch herunter.
Auf der Fahrt von einem Kunden sah ich ein totes Reh mitten auf einem Acker liegen. Wahrscheinlich ist es von einem Auto angefahren worden.
Am Spätnachmittag bin ich zu Linde gefahren. Wir hatten schon vor einer Woche telefoniert gehabt. Ich duschte mich schnell, wusch mir die Haare, zog mich frisch an. “Ich brauch ein Auto!”, rief ich.
Sie führte mich herein und zeigte mir ihr neuestes Bild, das sie aus dem Büchlein abgemalt hatte, was ich ihr einmal geschenkt hab. Einen bunten Sommerblumenstrauß mit einer chinesischen Figur daneben. Es wird eine Geburtstagskarte.
In der Küche aß ich von dem Kuchen, den sie extra für mich gebacken hat. Wir tranken Tee. Ihre Wangen glühten, während sie aus ihrem Leben erzählte, und meine auch.
Wir saßen im Wohnzimmer auf dem Sofa und betrachteten Fotos. Ich sah das Bild einer Grotte mit heißen Quellen darin, mit steinernen Becken, in der Mitte der Höhle oben an der Decke hing ein großes Auge. Das Auge Gottes. Sie bot mir spontan an, daß ich das nächste Mal gerne dorthin mitkommen könne, sie hätten öfter Freunde dabei, zehn Tage Badeurlaub im Süden, auf einer kleinen Insel im Mittelmeer. Ich rief fast erschrocken: “Nein!” Und hinterher tat mir meine Reaktion leid, denn ich weiß nicht, warum sie so ungestüm ausgefallen ist. Hoffentlich habe ich sie dadurch nicht verletzt. Ein gemeinsamer Urlaub wäre bestimmt schön. Aber vielleicht hat sie es gar nicht so aufgefaßt.
Sie schenkte mir einen Katze aus Ton, die sie selbst getöpfert hatte. Die Katze ist blau mit einem breiten weißen Kragen und einem schwarzen Band. Die rechte Hälfte ihres Gesichtes ganz golden, die linke Hälfte weiß, blau und gold.
Die Katze lächelt leicht.
”Immer, wenn ich die Katze ansehe, werde ich an dich denken”, sagte ich.
“Ja, das wirst du”, antwortete sie sanft.
Eigentlich hatte sie vor noch mit mir zum Abendessen zu gehen, ins Schwalbennest vielleicht, aber ich saß dann auf einmal wie auf Kohlen und wollte nach Hause. Ich habe oft den Drang nach Hause zu wollen. Ich weiß nicht, ich möchte dann alleine sein. Aber es wäre gar kein Problem gewesen, mitzugehen. Sie dachte, daß mein Freund Zuhause warten würde. Ich stotterte beim Abschied, daß er erst später heimkäme.
“Laß dich einmal drücken”, sagte sie und wir umarmten uns.
Dann faltete sie ihre Hände für einen Augenblick vor ihrem Körper wie zum indischen Gruß.
Samstag, 24. Januar 2009
Ich träumte, daß ein grauhaariger Mann meine Haustreppe mit einem roten Plastikbesen vom Schnee frei kehrt.
Ein Traumbild: Der Bär auf einem hohen silbernen Antennenmast in einer weiten Landschaft, die nach rechts leicht anstieg.
Heute riecht es nach Frühling. Die Erde duftet, hat sich dem blauen Himmel zaghaft geöffnet. Große Vögel suchen zwischen dem Grün der Wintergerste nach Futter. Vogelstimmen.
Ich hab die Kristallkugel, die sie mir geschickt hat, an das Schlafzimmerfenster gehängt. Eine goldene Schnur mit einer kleinen, geschliffenen Kugel daran. Als ich früh die Augen geöffnet habe strahlte ihr unterer Teil orange. Ich fragte mich, woher das Licht wohl käme, denn im Zimmer war noch alles dunkel und draußen herrschte Dämmerung. Ich nahm dann an, daß es von einer der beiden Straßenlaternen herrühren mußte, obwohl sie recht weit weg standen.
Sie will für mich eine Kerze anzünden, hat sie gesagt, am Telefon, in der Erlöserkirche.
In einem Traum sah ich das Reh jetzt wieder lebendig am Waldrand die Anhöhe hinauf davonspringen.
Sonntag, 25. Janaur 2009
Ein Traum, daß ich mit jemandem auf einem freien Feld unterwegs war. Wir bewegten uns wie in einem weiten Rechtsbogen. Da war ein eingezäunter Garten in dem weiten Feld und meine Mutter und ich sind, glaube ich, mitten hindurch, über die Blumen, getrampelt. Am Ende des Bogens, wieder eher links, befand sich eine Bahnstation. Meine jüngste Schwester war bei mir. Wir oder ich wollten wieder zurück in die Stadt und dafür löste ich eilig eine Karte am Automaten, der links an der Wand der kleinen Bahnhofshalle stand. Es war ein Automat mit Touch Screen und vielen roten Feldern und die Bedienung war sehr umständlich. Die S-Bahn wartete schon und ich brauchte so schrecklich lange dafür! Auf einmal bemerkte ich, daß ich nur eine Karte gelöst habe und keine zwei. Ich hätte zu Beginn einfach nur eine andere Anzahl einzugeben brauchen, aber jetzt muß ich die ganze umständliche Prozedur noch einmal durchgehen. Endlich hielt ich die beiden Fahrkarten für uns in der Hand. Es kam auch Wechselgeld aus dem Münzschlitz rechts an der Seite, nämlich zu meinem Erstaunen viele Scheine. Auch ein orangefarbener war dabei. Viel mehr, wie mir schien, als ich ursprünglich in den Automaten gesteckt hatte. Umständlich fingerte ich sie heraus und steckte sie ein, denn der Schaffner wartete schon und wies darauf hin, daß der Zug jeden Moment abfahren würde. Er half uns aber und ließ uns noch durch und ich glaube, er arrangierte es so, daß wir den Zug erwischen würden. Außer uns befand sich niemand mehr in dieser Station. Ich rannte los. Doch wo blieb meine Schwester? Sie ist einfach mitten in der Bahnhofshalle stehen geblieben und mir nicht gefolgt. Aber warum kommt sie nicht? Bitte beeile dich doch! Rannte ums Eck, ach da geht’s lang, fast hätte ich mich noch verirrt, fand den Weg auf den Bahnsteig hinaus. Da stand die S-Bahn in die Stadt, eine Türe gleich in der Nähe weit offen. Ich sprang mit einem Satz hinein. Die automatische Türe schloß sich umgehend hinter mir. Und meine Schwester war nicht dabei! Jetzt bin ich allein, wir sind getrennt. Es war eine recht neue S-Bahn mit einem dunkelgrauen Bodenbelag. Von der Decke hingen Schlaufen zum Festhalten. Einige Leute befanden sich auch darin. Bis in die Stadt ist es nicht weit.
Und ich träumte von meinen Haaren. Im Traum waren sie dunkelblond, an manchen Stellen ganz hell und lang und dick. Sie waren auch gelockt, teilweise sogar gekräuselt wie Engelshaar. Da ich unter die Leute gehen wollte, hatte ich sie am Hinterkopf mit einem grauen Haargummi zu einem dicken Zopf zusammengefaßt und sie mir auch aus der Stirne gekämmt, damit diese frei bliebe. Oben auf dem Kopf will ich noch, damit die Haare besser halten und mir nicht ins Gesicht fallen, einen Kamm hineinstecken. Ich finde sogar noch eine Haarspenglein in dem dicken Pelz. Ob ich so gehen soll?, frage ich mich. Jemand ist auch bei mir. Sie gehörten vielleicht auch einmal wieder gewaschen, obwohl es noch nicht so auffällt.
Vogel
Am Freitag war von einem alten Brauch der Sorben in der Lausitzer Region auf der Kinderseite in der Zeitung gestanden. Am Sonntag den 25. Januar, das ist heute, feiern dort nämlich alle Kinder Vogelhochzeit. Die Hochzeit von Elster und Rabe. In der Nacht haben die Vögel Süßigkeiten als Dank für das Füttern im Winter für die Kinder auf die Fensterbretter gelegt. Dann sammeln sich die Kinder und ziehen als Hochzeitsgesellschaft verkleidet mit Braut und Bräutigam in Erwachsenenkleidung durch den Ort. Also das ist heute, die Vogelhochzeit. Hier ein Link dazu.
Die Sonne bläst hindurch, durch den Rauch, durch den Rauch aus dem Kamin. Der Rauch malt tanzende Schritte auf das matte Grün.
Malwasser
Übungslesezeit: Sie sah die Sonne hinter sich und rannte...
Blume
Dienstag, 27. Januar 2009
Mein Freund hat mir einen alten, ausrangierten Kronleuchter mitgebracht, der jetzt aufgehängt worden ist. Und zwar deshalb, weil schon vor einiger Zeit die Zimmerleuchte mit der Glasabdeckung explodiert war, da ich zwei Energiesparbirnen anstatt der herkömmlichen Glühbirnen montiert und nicht daran gedachte habe, daß dieser Leuchtentyp wegen der stärkeren Hitzeentwicklung und des Alters vielleicht gar nicht dafür ausgelegt sein könnte. Auf jeden Fall ist die bauchig geformte Abdeckung aus Milchglas nur wenig später - ich saß gerade am Schreibtisch - mit einem lauten Knall über mir explodiert und zu tausend Splittern zerstoben. Was für eine Bescherung!
Der Kronleuchter ist zwar schon alt, aber dafür glitzern seine unzähligen geschliffenen Kristalle wunderbar und zaubern blaue, gelbe, orangefarbene, grüne, violette und rote Lichtreflexe an die Wand und an die abends dunkle Fensterscheibe. Er ist auch nicht mehr so ganz komplett, aber das fällt nicht auf, so schön ist er.
Andreas schreib mir von der Sonne und von dem Mond. Daß der Mond der Sonne flieht wenn es Tag wird, so heißt es manchmal, da sie nicht zur selben Zeit sein können.
Donnerstag, 29. Januar 2009
In einem Traumbild schloß sich eine Türe genau vor meinem Gesicht. Ich spürte es regelrecht mit meinem ganzen Körper, dieses Zumachen, wie eine Welle, die durch mir hindurchging. Es war, glaube ich, eine liebe Frau, die sie zumachte. Sie war mir auf eine Weise so vertraut, aber ich kann jetzt nicht mehr sagen, woher, wer sie war. Wie eine liebe Kraft. Ich dachte: Jetzt habe ich sie gekränkt. Jetzt habe ich etwas falsch gemacht. Es war schrecklich. Das Geräusch des Einschnappens. Auf einmal war alles schwarz. Nicht hart. Aber dunkel. Schwärze. Alleinegelassen. Ausgeschlossen. Endgültig. Die Türe zu.
Das war ganz schlimm. Ganz schlimm.
Durch den schmalen Spalt, welche die Türe offen gestanden war, ist nämlich warmes, gelbes Licht gekommen.
Ich erinnere mich auch noch an meine Gedanken kurz vor dem Traumbild, was ich dachte. Ich dachte im Halbschlaf: Was will ich mit diesen ganzen Traumbildern? Was bringen sie mir? Und dann war das Bild von der Türe.
In den letzten Tagen las ich ein erstaunliches Buch, besser gesagt ein Büchlein, das mich sehr bewegt hat. Es heißt Bei offener Türe und ist von dem wenig bekannten dänischen Autor Johannes Anker Larsen. Das Büchlein ist wie ein Zeiger für mich.
Auf seinem Einband ist ein Bild in einem Bild. Im Bild einer weiten, gelblichen Wüstenlandschaft das kleinere Bild eines Waldes. Mitten in dem Wald steht eine Türe aus rotbraunem Holz, die, das fällt mir jetzt auf, genau so aufgeht wie die Türe im Traum, nämlich nach innen, also zum Betrachter hin. Zu ihm hin. Der Türgriff befand sich, ebenfalls wie in dem Traumbild, rechts. Auf dem Bucheinband ist die Türe offen, sie steht weit offen, und dahinter ist ein blauer Himmel mit weißen Wolken zu sehen, in dem ein Regenbogen, eine Straße aus Regenbogen, hinein führt. In die Unendlichkeit.
Das Büchlein, so glaube ich kann ich wirklich sagen, handelt vom wirklichen Leben. Von der Wirklichkeit.
Von der Wahrheit.
Ich möchte es gern ausdrücklich empfehlen.
Daraus: “Das Dasein ist keine Maja, kein Traumbild, aber wir sind geblendet, bis unsere Augen sich im Jetzt öffnen, wo Zeitliches und Ewiges zu einer Einheit verschmelzen.”
Freitag, 30. Januar 2009
Ich habe von einer Frau geträumt, welche gedünsteten Blattspinat in ein weißes chinesisches Schälchen mit etwas Wasser darin goß. Und von meinem Kater Yoda. Er flog von links nach rechts über mein Bett.
Die Herabkunft des Amida mit Seishi und Kannon Bosatsu. Wandteppich aus Japan,
Anfang des 14. Jahrhunderts, Farben und Gold auf Seide
Ich war in Zürich. Ich bin nach Zürich gefahren. Ich hatte einen freien Tag und bin schon in aller Frühe los. Ich hatte eine Verabredung. Die Sonne ging auf und der Himmel leuchtete aquamarinblau. Bei Lindau war es wieder bewölkt. Durch einen waagrechten Riß in der Wolkendecke gleißte erst ein Strahlenband nach rechts, dann nach links.
Wir waren im Rietberg Museum und dann in einem Café voller Rosen. Dort trank ich eine heiße Schokolade mit Schlagsahne. Auf dem Regal hinter dem Tisch, an dem wir auf hohen Hockern gesessen waren, waren dekorativ Weinflaschen angeordnet. Etwas oberhalb in der Mitte war eine Flasche Rotwein gestanden, daneben lag ein goldener Träubel Weintrauben mit einem goldenen Blatt. Auf dem Etikett stand Humagne Vin, ich las aber anstatt dessen Human Vin.
Wir fuhren mit der Straßenbahn dorthin, mit der fünf und mit der sieben und mit noch einer anderen Bahn. Das war ziemlich aufregend.
Der Tag kam mir vor wie ein einziges Déjà-vu.
Dicht und voller Wunder.
Als ich erfuhr, daß die Johannisbeermarmelade auf meinem Brötchen bereits fünf Jahre alt war, mußte ich sehr lachen.
Die Knospen des Magnolienbaums im Park des Museums glichen brennenden Kerzen.
Im Museum selbst war gerade aktuell eine Sonderausstellung über Shiva. Shiva in Umarmung mit dem Mond, der Mond als Frau. Als Diadem.
An der Kasse habe ich in einem Buch mit wunderschönen Zeichnung von Bäumen und Vögeln geblättert. “Darf ich fotografieren?” “Außer in den Sonderausstellungen, ja”, antwortete die Frau, die mir aufrecht hinter der Kasse gegenüber gestanden war. Überhaupt habe ich ständig Bäume gesehen. Zum Beispiel auf Plakaten am Straßenrand. Sie waren von den Bilateralen. Die linke Hälfte des Baumes auf diesen Plakaten war jeweils schwarz und ohne Blätter, doch die rechte war belaubt und hing voller roter Äpfel.
Voller Entzücken und Ehrfurcht las ich langsam und Wort für Wort die Bildunterschriften der ausgestellten Tuschezeichnungen. Sie klangen wie Balsam in meinen Ohren.
Auf den Spuren der Unsterblichen am Ufer des Qi-Flusses, so lautete der Titel einer wunderschönen Tuschezeichnung von Xie Shichen zum Beispiel. Eine andere hieß: Nach Hause zurückkehren oder in der Fremde zu wohnen ist einerlei. Und eine andere: Blick hinunter ins gelbe Tal. Oder: Der Pavillon der Himmelspfeiler.
Und wiederum eine andere: Der Tempel des westlichen Gipfels. Dies war ein Blatt aus dem Album namens Die wunderbaren Ansichten von Xuancheng.
Solche Bilder möchte ich auch gerne malen. Und ihnen dann solch wohlklingenden Namen verleihen.
Wunderbare Ansichten malen.
Von dem Garten.
In der abgedunkelten Sonderausstellung über Shiva mit den zierlichen goldenen Statuen des Tanzenden standen folgende Zeilen in goldenen Lettern an einer schwarzen Wand, welche ich in den Rot-Kreuz-Kalender aus meiner chinesischen Handtasche übertrug:
Als Gras, als Pflanze, als Wurm, als Baum,
als so manches wilde Tier;
Als Vogel, als Schlange, als Stein, als Mensch,
als Teufel, als Dämon,
als unbeugsamer Himmlischer,
als Weiser und als Gott:
In Eile,
nach Geburt und Wiedergeburt unter immer neuen Wesen
unendlich müde -
kam ich heute nach Hause
und sah
Die goldenen Füße,
das innerste Wesen unseres Herrn!
Manikkavacakar, 9. Jahrhundert
Diese Worte sind wunderschön. Nach Hause kommen.
In dem Raum mit dem lächelnden Widder und der Stele mit dem lächelnden Buddha herrschte eine besonders schöne Atmosphäre.
Die Vorder- und auch die ganze Rückseite der Stele ist in aufwendiger Art und Weise mit fein eingeritzten Mustern und Bildern verziert, welche bestimmt eine tiefere Bedeutung haben: vielleicht erleuchtete Menschen, aus denen Blumen gewachsen waren.
Wir gingen rückwärts den Berg hinauf. Das hat ihm nämlich sein Freund so gelernt. Bei meinem Wagen angekommen verabschiedete ich mich schnell. Ich nahm für einen Moment den enttäuschten und auch erschrockenen Blick wahr. Ich wollte aber nicht mehr hereinkommen.
Die Rose und das irdene Buttertöpfchen mit dem blau emaillierten Deckel befanden sich noch in der Wohnung.
Türe:
Der untere ist ein Buddha des Wissens. Ihm umlodert ein roter Feuervogel.
Blau
Heute war der Nachthimmel klar. Froh hielt ich einen Augenblick inne um durchzuatmen, nachdem ich aus dem Wagen geklettert war. Ich war auch froh jetzt wieder alleine sein zu können. Ganz frei. Die Schatten der hohen Berggipfel, welche den unteren Rand des Himmel begrenzten, waren wie ein wogenden Meer. Darüber spannte sich der unendlich weite Raum von dunklem Blau. Tief im Tal verlief die Autobahn wie eine glitzernde Lichtperlenschnur. Und im Westen, da stand übergroß und hell leuchtend die schmale Sichel des zunehmenden Mondes. Nur eine Handbreit darunter strahlte ein einziger Stern. Es war früher Abend und die anderen Sterne waren noch nicht aufgegangen. So waren der Mond und der Stern jetzt, in diesem Augenblick, die einzigen beiden, welche sich die Unendlichkeit teilten. Der Stern, der die Venus war, leuchtete so hell, so nahe, fast greifbar. Mir kam es vor als würden seine Strahlen regelrecht pulsieren. Mein Herz tat einen Sprung. Als sie mir nämlich einmal im Herbst letzten Jahres die Venus zeigen wollte - wir waren dafür kurz nach draußen vor die Türe gegangen - war der Himmel im Westen wolkenverhangen gewesen. Leichten Fußes schritt ich den schmalen Weg zum Haus hinab und betätigte die Klingel.
Die Venus.
Ja, hier ist wahrlich das Paradies, so in etwa sagte sie im Laufe des Abends einmal leise wie zu sich. Heute, während des Tages, sind dreizehn Rehe, dann acht und auch zwei Mal der Fuchs vorbeigekommen, hörte ich.
Während wir zusammen beim Abendessen gesessen waren - es gab Raclette und es war köstlich - wandte er sich auf einmal zu mir hin und fragte mich, ob ich denn fände, daß er wie ein Sufi aussehe. Ich drehte mich zu ihm und sah ihn eine Weile an. Zögerte. Überlegte blitzschnell, was ich denn nun sagen sollte. Zögerte wieder. Gab mir einen Ruck. Schüttelte schließlich den Kopf und sagte, daß er nicht so aussehen würde. Er erhob sich wortlos und verschwand in sein Zimmer, um wenig später mit einer schwarzen Kappe auf dem Kopf zurückzukehren. Es war so eine schwarze Kappe, wie sie vielleicht russische Tänzer tragen. Damit sah er irgendwie “östlich” und, wie ich auch fand, sehr ehrfurchtgebietend aus. Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl und blickte mich mit der Kappe auf dem Kopf ernst an. - Nun, beim Niederschreiben, fällt mir ein, daß ich mir vor vielen Jahren sogar schon selbst einmal so eine Kappe aus Persianerfellimitat genäht habe, die ich eine Zeitlang ständig trug. - “Jetzt, jetzt siehst du so aus”, nickte ich. Aber eigentlich noch eher wie ein Schamane, beeilte ich mich weiter zu reden. Ein sibirischer Schamane.
Wegen der Augen.
Als ich später unruhig auf dem Gästesofa lag, ist mir beim Einschlafen plötzlich wieder etwas eingefallen, was mir dann keine Ruhe mehr ließ. Ich schämte mich. - Es war ein Weisheitsspruch des Dichters Omar Chaijám, der so lautet: Ich bin ein Spiegel. Und wer in mich hineinschaut - was immer Gutes und Schlechtes er spricht: Er redet von sich selbst.
Samstag, 31. Januar 2009
Ich komme öfter in diese Region mit dir, sagte jemand im Traum zu mir.
An der Mittelleitplanke der Autobahn sah ich ein großes Schild, ein Zeichen. Es war ein milchweißer Stern in einem milchweißen Kreis.
Heute, bei dem Perlenfischer-Treffen, haben wir angefangen über einen neuen Text, nämlich Die Auslegung über die Psyche aus den Fragmenten des Valentinos aus Nag Hammadi, zu sprechen. Es ist ein gnostischer Text. Er beginnt so, daß die Weisen der Psyche einen weiblichen Namen gegeben und daß diese auch wirklich, von Natur aus, weiblich sei und sogar eine “Gebärmutter” habe.
Das Buch war ein Geschenk. Sie blätterte zurück und las uns die Widmung vor. Für mich klang es für einen Moment so, als ob die Widmung tatsächlich zu dem Text dazu gehören würde und sie berührte mich eigenartig. Überhaupt, bewegte mich der ganze Text sehr. Ich habe ihn noch nicht gekannt und es war eine Überraschung für mich, worüber wir heute sprechen würden.
Ich habe das Buch ebenfalls. Es hat einen schwarzen Einband; und oben sind die Seiten rosa eingefärbt.
Diesmal waren wir zu acht. Hernach aßen wir zusammen.
Einmal bot sie mir von den verschiedenen Speisen an, die auf dem Tisch ausgebreitet waren. Von diesem, oder von jenem. Oder von diesem da. Ich solle sagen was ich gerne essen möchte. Das sei dann viel einfacher für sie. Auch nicht so anstrengend.
Genau nachdem er etwas gesagt hatte sah ich aus den Augenwinkeln im Vorbeifahren wieder ein Plakat mit dem Apfelbaum. Es stand an der Straße vor einem Ort in dem auf den Hausdächern und auf den Balkonen überlebensgroße Puppen saßen. Auf diesem Plakat war der Baum nicht mehr in zwei unterschiedliche Hälften geteilt, sondern ganz. Er war ganz und gar belaubt und hing voller Früchte.
Sonntag, 1. Februar 2009
Ich träumte, daß wir mit ihr zusammen einen Berg hochsteigen. Es war in der Nacht. Die Landschaft war schwarz und blau. Meine beiden Arme hielt ich auf eine seltsame Art über den Kopf. Da war auch ein breiter Fluß, ich sah ihn zwischen den Umrissen der hohen Bäume hindurch, er floß langsam von links kommend nach rechts um den hohen, kegelförmigen Berg herum, den wir hochstiegen. Seine Oberfläche glitzerte von Licht, obwohl alles dunkel war. Das war ein wunderschöner Anblick, voller Verheißung.
Noch ein anderes Traumbild: Ein Mann mit einem Heiligenschein, der jemand anderen etwas am Gesicht machte, er berührte ihn an seinen Augen oder tat etwas mit ihnen...
War nicht ehrlich.
Sein Gesicht.
Sein Mund, wie er sich für einen fast unmerklichen Augenblick schmerzhaft verzog, so als ahnte er es.
Mit meinem Neffen war ich am Nachmittag auf einer Messe für Mineralien und Edelsteine in der Stadt gewesen. Ich habe gestern Abend in der Zeitung eine kleine Anzeige davon gelesen, während ich, nachdem ich heimgekommen war, am Tisch saß und gleichzeitig ein Brötchen aß, und war gleich Feuer und Flamme.
Am nächsten Morgen rief ich bei meiner Schwester an. Hans wollte mich begleiten. Er sammelt ja Mineralien und besondere Steine, welche er neben anderen Kleinoden und Kostbarkeiten, zum Beispiel einer Schlangenhaut, Federn, Aststücken, Versteinerungen und Knochenstückchen von Tieren, in einer gläsernen Vitrine in seinem Zimmer aufbewahrt. Einmal hab ich ihn ein Herz aus Moosachat geschenkt, das liegt da auch.
Er hatte einen pechschwarzen Stein in seiner Jackentasche stecken, den er neulich im heimischen Garten gefunden hat.
“Zu leicht für einen Stein, es ist eine Schlacke”, antwortete die nette blonde Frau hinter einem Stand, nachdem sie ihn in ihrer Hand gewogen und genau untersucht hat.
Vielleicht ist er beim Schmieden entstanden. Sie schmieden ja öfters daheim.
Ich freute mich, daß er in meiner Gegenwart war. Zusammen schlenderten wir zwei Mal die Verkaufsstände im Uhrzeigersinn ab. Verharrten voller Ehrfurcht vor manch einem besonders schönen Exemplar.
Kinder machten Schulden bei ihren Eltern, damit sie sich noch diesen oder jenen glitzernden Stein leisten konnten. Zum Beispiel einen kleinen Bergkristall zu einem Euro. Amüsiert und entzückt hörte ich mit großen Ohren zu, was da so vor den Ständen gesprochen und verhandelt und geschachert wurde. Oder von dem versteinerten Holz, das so verführerisch glitzerte. Eine Kristallkugel aus Bergkristall auf einem kleinen Sockel lächelte mich an und mein Herz begann zu klopfen. Dachte an eine Szene aus dem Film Pippi Langstrumpf in Taka Tukka Land. Die Szene, als sie im Kristall gesehen hat, wo ihr Vater war. Unweit davon lagen versteinerte Muscheln aufgereiht, halbgeöffnet, aus ihren Mündern lugten bernsteinfarbene Kristallzähnchen wie ein Kamm. Ich erstand ein kleines Pendel aus Rosenquarz, ein Rosenquarzei, für Hans einen winzig kleinen versteinerten Fisch aus einem fernen Land und noch einige weitere entzückende Steine, die ich verschenken wollte.
Beim Einschlafen entfaltete sich ein Feuerwerk kristalliner Lichtformen vor meinem inneren Auge. Sterne, deren Strahlen rotierend leuchteten.
Montag, 2. Februar 2009
Spürst Du nicht wie die Rose sich binden möchte... ?, träumte ich.
Heute ist Maria Lichtmeß. Ab heute singen die Vögel, heißt es. Und es verhält sich wirklich so. Von weitem hab ich eine alte Freundin gesehen. Wir haben schon Jahre keinen Kontakt mehr.
Hoffentlich finde ich den Mut, mich einmal wieder bei ihr zu melden.
Eine schwarze Ente flog über mich hinweg, als ich gerade über die Brücke fuhr.
Dienstag, 3. Februar 2009
Ein Traumfragment von einem wie vertrockneten Bachbett oder einem tiefen Hohlweg im Wald. Dieses Bett oder dieser Weg war voller Herbstlaub, genau so wie der ganze Waldboden voller Herbstlaub lag. Es waren eigentlich zwei Wege, die sich kreuzten.
Während ich am Morgen still auf dem Sofa saß und atmete, war ein schönes Bild von einem gewaltigen Morgenrot vor meinem inneren Auge. Von einer Morgendämmerung. Ich befand mich auf einer weiten Terrasse oder auch auf einem Balkon mit einem zierlich geschwungenen schmiedeeisernen Geländer, das nicht hoch war. Zu meinen Füßen die noch dunkle Silhouette einer Stadt. Vielleicht eine Stadt in einem südlichen Land, so wirkte sie auf mich. Ich dachte an Italien. Der unendliche weite Himmel war in ein sanftes Orangerot getaucht, das wie von innen her leuchtete.
Mittwoch, 4. Februar 2009
Ein Traumbild von einem gerahmten Plakat. Es hing am Eck vor der alten Schule. Ein Strudel aus Rosen vor hellblauem Hintergrund, der herabkam. Lauter rote Rosen.
An dieser Stelle befindet sich eigentlich eine Statue von Josef und dem Jesus-Kind auf seinem Arm.
Ein Schmuck, der ohne Perle ist, ist kein Schmuck, sagte der alte Mann in dem mittelbraunen Anzug im Traum zu mir. Dabei zeigt er einen Stein, bei dem die Perle fehlte. Aber er sagte, daß er einen Einschluß hätte. Der Stein. Immerhin. Zwar nicht von einem Staubkorn, sondern von Rehen. Von einem winzig kleinen Reh.
Dann träumte ich noch von einem riesigen Bergkristall.
Donnerstag, 5. Februar 2009
Keine Name, es steht keine Name darauf, träumte ich.
Von einer unscheinbar aussehenden Steinkugel wurde oben ein Stück abgesägt. Jetzt kam ein fröhliches emailliertes Muster zum Vorschein. Das Innere des Steins ist vollkommen bunt und auch nicht leer, sondern ganz ausgefüllt!
Türe
Jetzt fand ich die Türe in einem Buch. So ähnlich sah sie aus. Das Buch heißt Visionen von einer neuen Welt und ist von Marcus Braybrooke. Selbsterkenntnis, Fülle und Frieden durch die Kraft des Betens, so lautet der Untertitel.
Es ist eines der Bücher, die ich bei Harald in seinem Antiquariat gefunden habe. Es ist sehr gut.
Heut haben wir seit langem wieder Tai Ji gehabt. Endlich! Endlich hatte sich ein Raum gefunden. Und Gott sei Dank hat sich unsere kleine Gruppe nicht aufgelöst. Wir haben uns um acht Uhr abends in einem Haus mit der Nummer acht getroffen. Die Frau, welche den Raum vermietet, ist mir auf einen Art und Weise sehr vertraut vorgekommen. Seltsam ist das manchmal. Und als ich ihren Namen erfahren habe mußte ich innerlich lächeln, denn er paßte zu der Zeit und zu dem Ort und erinnerte mich an eine Begebenheit aus dem Buch Die Unendliche Geschichte.
Im Korridor hing ein auf naive Art gemaltes Bild an der Wand gegenüber des Eingangs zur Garderobe, das sehr schön war und meine Aufmerksamkeit gefesselt hat. Ständig mußte ich es betrachten. Es zeigte eine nackte Frau, die auf einer grünen Sommerwiese stand. Mit dem Rücken zum Betrachter stand sie da und hatte ihre Arme weit ausgebreitet, um den großen runden gelben Sonnenball, der genau vor ihr am Himmel war - ganz nahe - zu umarmen.
Freitag, 6. Februar 2009
“Da ist ja mein Reisepaß!” Bin ganz erstaunt, wo er herumliegt. In einem Traumbild lag er nämlich achtlos verkehrt herum im seitlichen Fach in der Fahrertüre des Mareas.
Das Licht der Straßenlampe verwandelte sich heute wieder in einen Stern. In einen leuchtenden Stern.
Las ich neulich in der Zeitung. Heidelberger Astronomen schätzen, daß dort rund 1000 Sonnen im Jahr geboren werden. Also keine Fabrik, sondern wohl eher eine Mutter.
Heute habe ich den weißen Vogel wiedergesehen. Er saß auf dem höchsten Zweig einer der Erlen entlang des Baches, der mitten durch das Tal fließt.
Durch mein Tal. Durch das Tal, in dem ich wohne.
Samstag, 7. Februar 2009
Ein Traum ging so: Alle schrieben ihren Namen in eine Liste und kreuzten an, was sie geträumt hatten. Es ging darum, ob sie an Gnade glauben oder ob sie von Gnade geträumt haben. Sie unterschrieben für Gnade. So in der Art. Sogar Frau D, eine Freundin meiner Mutter, hat sich eingetragen. Das Blatt Papier war in Zeilen unterteilt und hinter jeder Zeile war ein Symbol. Ein quadratisches schwarzes Feld, in dem wie zwei geschwungene Hände, welche einen Keim, einen Samen, schützend umfaßten, diagonal von links unten nach rechts oben aufsteigend, dargestellt war. Oder wie eine Knospe von zwei Blütenblättern umhüllt. Und dieses Zeichen bedeutete Gnade. Es hat mich auch etwas an eine Sonnenfinsternis erinnert. Eine liegende Gnade. Aber das Schlimme war, das ich als einzige von allen hineinschreiben werde: ohne Gnade. Das war sehr schlimm.
In einem Traumbild lagen große gelbe Laubblätter wie die von Platanen am Rand meiner Spüle. Ein anderes Traumbild handelte von einem Buch, zwischen den Seiten eine silberne Form, eine Backform.
Landschaft in der Sonne - schwebender Wald
Das letzte Mal habe ich bei Harald in seinem Antiquariat für einen Augenblick ein Buch der Hand gehabt, das mir seither nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist. Die leuchtenden Farben und Muster darin. Deshalb fuhr ich heute noch einmal zu ihm.
Es heißt Erben der Seidenstraße - Usbekistan. Es ist eigentlich ein Katalog von der gleichnamigen Ausstellung in Stuttgart 1995, wenn ich es richtig gelesen habe, denn der gesamte Text ist bis auf das Grußwort des Präsidenten von Usbekistan in kyrillischer Sprache.
Die Abbildungen der Keramik und vor allem der Teppiche, Decken, Stoffe und Trachten sind so faszinierend! Ich konnte sie seit dem letzten Besuch nicht mehr vergessen. Als würde einem, schon alleine beim Aufschlagen der Seiten, ein rotgelbgrünblauer Farbblumenregen entgegen fließen und froh einhüllen.
Wie wundervoll.
Nicht nur die Kleider der Frauen sind so farbenprächtig wie ein Sommerlachen gehalten, sondern auch die der Männer. Die weiten Mäntel sind zum Beispiel häufig innen noch mit einem anders gemusterten Futter ausgenäht, das man erst sieht, wenn der Mantel aufgeschlagen wird. Und es übertrifft das äußere Muster oft bei weitem! Was für ein Reichtum.
Viele Bilder auch von Menschen darin. Vertraut. Das sagenhafte Samarkand. Ich würde gerne einmal dorthin reisen. Es gibt auch Abbildungen von dem berühmten Grabmal in Buchara. Erst ist mir gar nicht mehr eingefallen, wer denn darin begraben liegt. Dabei habe ich mich vor Jahren schon einmal mit der Stadt beschäftigt. (Ein Link.)
Ich fand noch ein weiteres Buch namens Das Wu-men kuan. Zutritt nur durch die Wand, lautet der lustige Untertitel. Na dann. Gleich auf den ersten Seiten ist ein lachender und grinsender Mann abgebildet. Ein echter Mönch war er wohl nicht gewesen, obwohl er auf dem Bild so aussieht. Sondern eher so einer, der frei lebt. Ein Gedichteschreiber. Ein Sänger. Einer, der sein Land bestellt.
Es ist ein Tuscheaquarell.
Der Lachende heißt Han-shan, was übersetzt “Kalter Berg” bedeutet.
Seine Augen sind kleine Schlitze und sein Mund ist weit geöffnet. Man sieht eine Reihe Zähne oben und unten. Eine ziemlich große Zunge. Seine Nase ist breit. Und seine vielen zarten pechschwarzen Mon Chi Chi-Haare, die ihm in einem Pony ins Gesicht fallen, wurden bestimmt mit einem äußerst feinen Pinsel in langer Feinarbeit gezeichnet. Es ist eine Sammlung von sogenannten Koans (also Nüssen) und Lehrgeschichten aus dem Chinesischen übersetz von Walter Liebenthal.
Und noch ein Buch fand ich. Erst wollte ich es gar nicht mitnehmen, hatte Scheu, aber dann tat ich es doch. Es ist von Bert Hellinger. Ich las es dann den ganzen Abend und war vollkommen gefesselt davon. Beschrieben darin sind Familienaufstellungen mit extrem schweren Schicksalen. In der Zusammenfassung zu einer bestimmten Aufstellung schreibt der Autor zum Beispiel vom Leben und vom Sein:
“Das Leben muß ein Teil von dem Größeren sein, aus dem es kommt. Diesem Größeren kann man einen ganz schlichten Namen geben. Man kann es das Sein nennen. Das, was allem Seienden zugrunde liegt, etwas, das bleibt.”
Und weiter: “Das Leben ist ein Geschenk. Aber es ist nicht das, was wir festhalten oder was wir mitnehmen. Am Ende bleibt das reine Sein.”
An anderer Stelle führt er auch über die Wirklichkeit aus:
“Was ist es, das wirkt? Wirke ich? Oder was ist es, das wirkt?”, fragt er. Um im nächsten Satz zu antworten: “Es wirkt die Wirklichkeit, wenn sie ans Licht gebracht ist und angeschaut wird. (...)”
Interessant finde ich auch seine Ausführungen zu dem sogenannten archaischen Gewissen, welches, wie er schreibt, nicht wahrnehmbar im Hintergrund wirkt, und dem persönlichen Gewissen. Beide stehen sich entgegen. Eine Thema ist hier dann auch Sühne und Schuld, ja, und Liebe.
Wir fühlen uns oft verantwortlich, ein Leid, welches zum Beispiel unsere Eltern oder sogar Großeltern getragen haben, mitzutragen. Also eine tiefe Verbundenheit, die uns nicht unbedingt bewußt sein mag. Er schreibt, daß das so ist, weil wir tief in unserer Seele die magische Vorstellung hegen, wir könnten durch eigenes Leiden andere von ihrem Leid erlösen. Doch die Lösung wäre aber, über das hinauszuwachsen und sich auf eine höhere Ebene zu begeben. Ein spirituelles Sich-Entfalten sozusagen. Uns von den magischen Vorstellungen lösen. Dann ist alles ganz leicht.
“Doch merkwürdigerweise, obwohl auf dieser höheren Ebene alles viel leichter ist, sehr viel leichter, sind wir sehr viel kraftvoller; während wir auf der archaischen, magischen Ebene, wo alles so schwer wiegt, uns zugleich auch schwach fühlen und daher auch wenig bewirken.”
Innerlich aber assoziierten wir, und da schließe ich mich nicht aus, aber das Schwere immer noch dem Himmel zu und das Leichte, das aber freimacht, zur Erde.
Ich glaube, da ist etwas ganz Wichtiges darin.
Es ist auch so erstaunlich, wie es möglich ist, daß die Teilnehmer einer Aufstellung sozusagen automatisch in die Rollen der aufgestellten Familienmitglieder schlüpfen, spüren, und die Emotionen tatsächlich erleben. Durchleben. Dazu gehört wohl auch sehr viel Mut, sich zu zeigen. Sich offen zu zeigen. Mut vor allem sich selbst gegenüber.
In dem Seminar “Astrologie - Die heilige Wissenschaft” von Agnes Hidveghy, das ich momentan besuche, wollen wir einmal ein Horoskop aufstellen. Ich bin schon sehr gespannt und neugierig darauf.
Horoskop
Sonntag, 8. Februar 2009
Meine Stimme führt mich zum Klang des Friedens, zum Ghost of the Mountain, träumte ich. In meiner geöffneten Handtasche ein weißer Zettel, der von Licht leuchtete.
Auf meinem Schoß brauner Stoff, darauf lag ebenfalls eine weißes Blatt Papier, das leuchtete. Es lag auf dem Kopf.
Vielleicht führt sie zum Schneeleoparden. Denn das ist auch der Name des vom Aussterben bedrohten Schneeleopardens.
Und wieder ein Traum, daß ich ein Flugzeug erreichen muß. Genauer gesagt war mein Vater, meine Mutter und meine jüngste Schwester dabei. Wir befanden uns auf einem großen Flughafen im Ausland. Wir fanden das Terminal nicht, wo wir einchecken konnten. Irgendwie liefen wir dann aufgescheucht wie Hühner mit den Koffern auf dem weiten Rollfeld herum. Fanden nicht mehr zum Ausgangspunkt, wohin wir meiner Meinung nach am besten zurückkehren sollten. Und das Flugzeug startet jeden Augenblick! Mitten auf dem Rollfeld war jetzt eine große Militärparade mit Marschmusik. Wir eilten mitten zwischen den stramm stehenden Musikanten herum. Vielleicht landete gerade ein großes Tier. Mich zog es nach links, die Treppe hinunter zum Ausgangspunkt. Doch mein Vater und die anderen aus der Familie eilten genau in die entgegengesetzte Richtung nach rechts. Schließlich waren wir wegen der Wegführung gezwungen, über eine Art Zebrastreifen, der auf dem Rollfeld eingezeichnet war, zu einem Eingang nach unten zu eilen. Eine Rolltreppe führte hinab. Das ganze Rollfeld, ja der ganze Flughafen mußte unterkellert sein. Hier befanden sich die Wartehallen und die Schalterräume zum Einchecken. Wir rannten weiter. Ich hatte es sehr eilig. Doch wo war jetzt auf einmal mein Vater? Er lief vor uns her und plötzlich war er weg! Wo steckt er nur? Schließlich fand ich ihn in einem Gang, der rechts abzweigte. Er saß, zu meiner grenzenlosen Überraschung, in einem Schnellfotoautomaten um sich fotografieren zu lassen. Jetzt ist er total verrückt geworden, dachte ich, als ich ihn so seelenruhig in dem gelben Automaten sitzen sah.
Uli hat mich eingeladen und für mich gekocht! Etwas Chinesisches.
Montag, 9. Februar 2009
Im Traum tanzte ich mit jemanden, in den ich vor vielen Jahren einmal verliebt war. Er sah etwas anders aus und auf eine Weise war mir nicht wohl, als ich sein unbewegtes Gesicht sah. Ich wußte auch, daß es nichts wird, da er mich nicht lieb hat. Trotzdem herrschte im Traum eine angenehme Stimmung. Meiner Mutter hat es auch gefallen.
Ich träumte noch von einer orangefarbenen Personenwaage, die sehr futuristisch aussah.
Manchmal lausche ich dem feinen Klang nach, der aus ihm zu strömen scheint.
Ein Klang.
Worte, zum Beispiel.
Manchmal ist es auch nur das Geräusch seines Atems.
Ein einziger Atemzug kann das sein. -
Und ein leiser, kaum wahrnehmbarer Laut dabei.
Ein Seufzen, vielleicht.
Oder ist es das, was mir aus seinen Augen entgegenschaut?
In mein Herz hinein.
Dienstag, 10. Februar 2009
Ein Traum von jemanden, der mir viel bedeutet. Er stand im Inneren von zu einem Quadrat aufgestellten Schulbänken. Ich saß an so einer Bank und sah zu ihm auf. Er sah mich an. Er war sehr groß. Ein warmes Gefühl durchströmte mich. Er lehrte. Dann sprach er aber auf einmal zu allem Überfluß einen Satz oder Sätze auf italienisch. Jetzt verstand ich kein Wort mehr und ich hielt den Atem an. Geriet fast in Panik darüber, denn es war so viel nachzuholen und zu lernen, wenn ich mithalten wollte. Auch das noch! Wie soll ich das nur alles schaffen? Jemand anderes bemerkte nun trocken von links: Jetzt liest sie wieder, jetzt hängt sie wieder an seinen Überschriften.
Lese die Blüten
Hab so viele gekannt.
Und ein Mund, in Grautönen, ein Mund.
Abends klingelte das Telefon.
“Ich wollte dir eine Gute Nacht wünschen, mit einem kleinen Text, einem Gedicht, das ich für dich aufgeschlagen habe:”
“DAS LÄCHELN IST DAS GEBET EINER JEDEN ZELLE.”
“Gut?”
“Ja”
“Danke.”
“Gute Nacht. Schlafe gut.”
“Gute Nacht. Du auch. Danke.”
Es ist aus dem Buch Die Antwort der Engel, erfuhr ich später noch.
Ich war so überrascht. Ausgerechnet dieses Buch.
Einmal hat sie mich zu meinem Wagen begleitet. Ein Bauer hatte gerade gedüngt und der schmale Weg hinauf zum Hof, wo mein Auto stand, lag voller Mist. Auch die Wiesen waren voll von Dung. Sie trug das schicke blaue ärmellose Blouson, welches mit weichem Fell gefüttert war. Der Kragen war hinten keck hochgestellt und ihre Kurzhaarfrisur paßte ausgezeichnet dazu. Sie wirkte ganz fremd auf mich. Oben wechselte sie ein paar Worte mit ihrem Schwiegersohn, der gerade Möbelstücke aus einem Transporter räumte.
Das ist mir noch in Erinnerung. Und das, was ich empfand. Irgendwie voller Spannung.
Mittwoch, 11. Februar 2009
Ein wilder Schneesturm. Und am nächsten Morgen war alles weiß. Der Himmel klar. Die Welt in weißblaues Licht getaucht. Dann tanzten die Flocken wieder. Und die Vögel sangen dabei.
Donnerstag, 12. Februar 2009
Im Wald
Beim Tanken sah ich eine besondere Wolke am ansonsten ganz blauen Himmel über mir. Im Nordosten. Sie hatte eine ovale Form. In ihrer Mitte war sie von einer senkrechten Linie durchzogen, die gewellt war.
Sie erinnerte mich an das Bild mit den Rosen.
In der Nacht war etwas ähnliches. Ich war in diesem halbbewußten Zustand zwischen Schlaf und Wachsein. Etwas flog aus dem Fenster des Zimmers hinaus zu einer Wolke hin, hinter welcher der Mond sanft leuchtete. Nun formte sich die Wolke zu einem Gesicht, das groß am dunkelblauen Nachthimmel stand. Es war das mir liebe Gesicht, das ich einmal gemalt habe. Hier, unter dem Bild mit den Herzen.
Beim Tai Ji waren wir heute nur zu dritt. Günter kam dann doch nicht. Es war intensiv und irgendwie war viel Kraft da.
Freitag, 13. Februar 2009
Ich träumte von einer Kette, die auf eine besondere Art um den Hals geschlungen war. Die Steine schimmerten metallen. Regenbogensteine.
Mein Kissen
Am Vormittag habe ich Schnee geschoben und gearbeitet. Den Rucksack hatte ich schon gestern Abend gepackt. Dann fuhr ich los, in die Stadt, um Doris abzuholen. Um München herum Schneetreiben und Stau, aber die Tauern waren frei. Kamen erst am Abend an. Wir hatten ein Zimmer zusammen.
Die Glühbirne meiner Nachttischlampe ist plötzlich kaputtgegangen.
Aßen am kleinen Tisch, der an der Wand unter dem Bild mit dem Jesuskind und dem Vogel stand. Es war sehr heimelig. Erzählten uns unsere Träume. Sie erzählte einen lustigen Traum vom Dalai Lama, den sie hatte. Wir fielen von einem Abhang auf ihn und erdrückten ihn dabei fast, aber zum Glück ist er trotzdem heilgeblieben und spornte uns dann an, weiter den Weg zu dem Gemeindehaus hoch oben auf dem Berg zu gehen.
Gingen früh schlafen, so früh, wie ich es normalerweise nicht tu. Das tat mir sehr gut.
Am nächsten Morgen war ich ganz ausgeruht und fühlte mich erholt.