Samstag, 7. November 2009
Eine rote Tulpe blühte von oben herab. Jetzt schon das 3. Mal!
Montag, 9. November 2009
Die Sonne kennt sich aus.
Dienstag, 10. November 2009
Heute morgen haben Vögel gesungen. In die Dunkelheit. In das Naßkalte hinein. Es klingt ganz anders als im Frühjahr. Wundersam. Voller Hall. Ihr Gesang kam von den Erlen. Den Birken. Der Weide.
Donnerstag, 12. November 2009
Die Feuerblume
Im Feuer.
Sonntag, 15. November 2009
Er erzählte, daß ich ihm im Traum angerufen habe. Ich weinte am anderen Ende der Leitung und sagte zu ihm: “Es ist doch eher die 211 als die 212”. Oder so ähnlich drückte ich mich aus. Dann war das Gespräch auch schon von mir abgebrochen.
Mittwoch, 18. November 2009
Am Abend brannte der Himmel türkisblau und aquamarin mit lachsroten Streifen darin. Sie zogen sich leuchtend quer über den westlichen Horizont. Die Äste und Zweige der Bäume verwoben sich dankbar mit ihm.
Das Licht und die Farben waren so kraftvoll und intensiv, daß, als der Blick sich gesättigt wieder abwandte, beide Lider wie automatisch über die fast geblendeten Augen nieder fielen, diese für einen kurzen Moment verschlossen und so den Betrachter mit der Welt in samtene Dunkelheit tauchten.
Freitag, 27. November 2009
Kuchen backen und Reisevorbereitungen. Apfelkuchen.
Und eine Zitrone von dem wunderbaren Baum, den ich geschenkt bekommen habe.
Mittwoch, 2. Dezember 2009
Ich habe von den drei Robinien an unserem Hof geträumt. Sie waren grün belaubt, obwohl es jetzt Winter ist. Ihre Blätter waren aber keine Robinienblätter, sondern die strahlenförmigen Blätter von Lupinen, den Blumen. In der Mitte eines jeden Blattes befand sich je ein großer Tautropfen, in dem goldenes Sonnenlicht leuchtete...
Es duftet nach Ingwer und nach Nelken.
Während der Atemübung am Abend war ein schönes und erhebendes inneres Bild von einer brennenden Kerze. Es war eine schlanke Kerze und die Flamme brannte still kerzengerade und hoch, sie flackerte auch nicht.
Donnerstag, 3. Dezember 2009
Ich habe vom “Weg der Maria” geträumt.
Erkenntnis.
Samstag, 5. Dezember 2009
“Ein Herz aus Vergißmeinnicht hält zehn Tage, wenn man es richtig pflegt”, sagte sie.
Ich träumte von dem Wind, der sich der Birke nähert.
Sonntag, 6. Dezember 2009
Vogel
Ein Vogel hat sich gleich einer Federwolke in der bewegt pulsierenden und aprikosenfarbenen Oberfläche einer der vielen Kugeln gebildet und sich aus ihr gelöst. Er ist befreit. Er fliegt.
Außerhalb von Raum und Zeit.
Eine jede dieser Kugeln kann Vögel aussenden.
Dieses Wunder kann immer wieder geschehen.
Es ist etwas ganz Erhabenes. Ein Akt der Befreiung. Vielleicht vergleichbar mit einer jungen Schwalbe, die sich das erste Mal aus dem Nest hoch oben am Haus stürzt wenn sie flügge geworden ist.
Montag, 7. Dezember 2009
“Jesus kann sich durch das Zuhören mitteilen”
Ich zweifle noch. Hoffentlich wird es nicht mißverstanden. Die Hand rechts oben ist die Hand des Vaters. Der Vater schenkt den eigenen Sohn in unsere Welt hinein. Er schenkt sich uns. In Raum und in Zeit.
Er gibt den Leib.
Es ist auch das Ritual des Abendmahls.
“Essen” vielleicht im Sinne von verinnerlichen. In sich aufnehmen.
Es ist nicht etwas außerhalb vom Menschen, wie man vielleicht meinen könnte.
In einem anderen Bild schnitt ich das geschälte Viertel eines Apfels mit einem scharfen Messer und schnitt mir dabei selbst tief in den Finger, durchtrennte sogar den Nagel dabei. In den Daumen. -
Jemand sagte einmal, daß ein Apfel gebrochen wird. In zwei Hälften gebrochen wird. Eine gibt man, die andere ißt man selbst. So wie auch das Brot gebrochen wird. Und nicht geschnitten.
Mittwoch, 9. Dezember 2009
Gerade in der sechsten Stunde erzählen sich dem Leben Geheimnisse...
Donnerstag, 10. Dezember 2009
Ich träumte von unseren Händen. (Es war fast eher wie eine Belehrung.):
Hände halten Hände. Hände können sich nicht nur bewegen, können nicht nur “tun”, können nicht nur berühren, fühlen, sind nicht nur Tastorgan, sondern wir “atmen” auch durch unsere Hände.
Hände atmen.
Sie nehmen auf und geben ab.
Wie wichtig ist es deshalb kleinen Kindern die Hände zu halten! So oft wie nur möglich.
Sie an die Hand zu nehmen.
Und es ist auch unendlich wichtig Sterbenden lange die Hände zu halten, selbst wenn der Geist schon aus dem Körper gewichen ist. Dies ist ganz wichtig.
Auch für die Sendung danach.
Dieses “Atmen”, es ist vielleicht ein feinstofflicher Austausch. Es ist eigentlich etwas ganz Selbstverständliches. Die meisten Menschen wissen intuitiv um dieses Geheimnis. -
Eine Freundin, die auch als Sterbebegleiterin arbeitet, erzählte mir am Wochenende, als wir aus irgendeinem Grund auf dieses Thema gekommen waren, daß sich die Linien, die Lebenslinien, in unseren Händen schon bald nach dem Tode auflösen und verblassen würden.
Freitag, 11. Dezember 2009
Gerade noch rechtzeitig kam ich zur Meditationsstunde. Die Autos stauten sich ungeduldig in der Straße bis weit aus dem Stadtkern hinaus. Es war bereits dunkel, die Geschäfte schlossen bald. Es war kurz vor Feierabend. Ich hatte es eilig und war nervös. Hoffentlich bekomme ich einen Parkplatz! Hoffentlich komme ich nicht zu spät! Leuchtete nicht gerade der Blinker bei dem einen parkenden Wagen hell auf? Und jetzt bei dem parkenden Wagen direkt vor der Parklücke? Oder habe ich schon Halluzinationen? Wie durch ein Wunder befand sich tatsächlich schräg gegenüber des Hauses, in dem die Meditation stattfand, ein freier Parkplatz. Ich stieg in Gedanken versunken aus und blickte in das hell erleuchtete Fenster eines kleinen Friseurgeschäftes. Die Einrichtung war in warmen Brauntönen. Eine junge Frau mit glatten, blonden Haaren saß vor einem hohen Spiegel und wurde von einer schwarzhaarigen Friseuse in meinem Alter frisiert. Diese trug modisch enge Jeans und ich fand sie auf besondere Weise attraktiv. Sie war gerade im Begriff unglaublich sanft, ja liebevoll, über die glänzenden und frisch geschnittenen Strähnen links und rechts des Gesichtes der Kundin zu streichen um die Länge zu prüfen. Sie sah sie dabei lächelnd und aufmerksam im Spiegel an.
Es lag nichts Künstliches darin, eher geschah es ganz beiläufig, im Fluß der Arbeit.
Es lag soviel natürliche Grazie, Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit in dieser schlichten und alltäglichen Geste.
Etwas unendlich Feines, Leuchtendes. Inmitten der Feierabendhektik vor der Glasscheibe. Den im Stau stehenden Autos.
Etwas, daß das Herz berührte. Eine Erinnerung an etwas unendlich Zartes. Tief verschüttet.
Ein Stück Zeitlosigkeit. Ewigkeit. Freude.
Paulo Coelho würde hier vielleicht vom Menschen schreiben, der in seinem natürlichen Sein dem Anderen, Gott, dient.
Ich stand einen Moment wie verzaubert und fragte mich bestürzt, wann ich das, diese Hingabe einem anderen und auch sich selbst gegenüber, vergessen habe.
Es ist die vorläufig letzte Meditationsstunde gewesen. Die Meditation handelte von den Vier Elementen.
Zuerst befanden wir uns in unserer Vorstellung in einer Höhle tief unter der Erde. Die nackten Füße berührten den Lehmboden. Im Schoße der Erde. Anschließend an einem Gewässer auf der Erdoberfläche. Ich sah mich hineinspringen und tief hinabtauchen. Ich erinnerte mich an meine Kindheit, wie gerne ich damals geschwommen bin. Das Wasser war mein Element! Nie konnte ich genug davon bekommen. Wie gerne bin ich wagemutig alleine weit hinaus in den Sonnenuntergang geschwommen. Habe ihre goldgelbe Spur auf dem Wasser bis in die Unendlichkeit verfolgt und mich wohlig immer wieder in dem Licht ihrer auf der Wasseroberfläche gespiegelten Sonnenstrahlen gedreht. Wollte mit meinen Händen beim Berühren des Wassers auch ihre Strahlen berühren und fassen, sie weich über meine Hände und meinen Körper gleiten lassen. In sie eintauchen. In das flüssige Gold. An das Baden und Tauchen im Meer. An seine wogende urgewaltige Kraft. An eine Fotografie, die mich zusammen mit meiner jüngsten Schwester im Bikini bis zu den Hüften im Wasser des Gardasees stehend zeigte. Wir hielten uns im Arm und lachten glücklich in die Kamera.
Bei dem Element Luft angekommen sah ich mich aus irgendeinem Grund nicht von einem sanften Wind umweht auf einer hohen Klippe stehen, denn so ging eigentlich die Meditation, sondern im weiteren Verlauf von der hohen Klippe aus auf unsichtbaren Treppenstufen immer weiter in die hellblaue Luft hinaufsteigen. Wie in den wunderbaren Zeilen eines Gedichtes von Hilde Domin: Ich setzte meinen Fuß in die Luft und sie trug.
Um die Mittagszeit: Für einen Augenblick brach das Sonnenlicht durch eine Öffnung in der weißgräulichen Wolkendecke. Und Tausende von Tautropfen, welche wie schwere Glasperlen an den Ästen und Zweigen der Birken hingen, leuchteten mit einem Mal in allen Regenbogenfarben auf und sandten gelbe Lichtblitze aus.
Samstag, 12. Dezember 2009
Ballon mit etwas darin
Ein großer Ballon mit einem fluoreszierend leuchtenden Verschluß aus Glas. Fast, als wäre der Glasverschluß noch heiß und zähflüssig, als wäre der Ballon mit seinem Inhalt gerade erst verschlossen und versiegelt worden.
Was sich wohl in dem Ballon befindet?
Ein Flaschengeist? Ein Dschinn aus Tausendundeiner Nacht?
Oder Wein. Bestimmt ist es Wein, der jetzt in Ruhe reifen muß.
Oder ist er für die Oliven gedacht?
Gestern habe ich die Oliven von unserem Baum geerntet, der den Sommer über an der Hauswand im Hof gestanden war. Es ist eine ganze Schüssel voll! Ich habe sie mehrmals gewaschen und in ein Glasgefäß mit Wasser getan, das ich täglich wechseln werde. In sieben Tagen werden ich sie dann in einer Salzlauge einlegen.
Beim Aufwaschen roch ich auf einmal das Wasser im großen Untersetzer des Zitronenbaums ganz intensiv. Ich kroch gerade um ihn herum, um die Ecken zu putzen und auszuwischen. Es roch auf einmal so als sei da ein sprudelndes Bächlein oder ein ganz klarer See. Der sanfte Duft versetzte mich für Momente an einen wunderschönen Ort in unberührter Natur, an dem sich auch Wasser befand. Es lag Freude in ihm und eine schlichte Reinheit. Eine lange vergessene Erinnerung aus der Kindheit. Wie ist das nur möglich, daß Wasser so wundervoll duften kann? Verwundert und entzückt hielt ich mit der Arbeit inne und atmete tief ein und aus.
In der Erde zu Füßen des Stammes wuchert malerisch ein regelrechter feuchter Urwald von Kraut und Brennesseln aus dem gewaltigen tönernen Topf. Manches schon anmutig der Jahreszeit entsprechend verdorrt und vertrocknet, langsam verwesend, anderes noch fleischig grün. Auch ein heller Pilz unbekannter Art ist emporgeschossen. Ich gieße den Baum stets mit Regenwasser.
Sie hat mir eine Fotografie von einem Herzen aus Vergißmeinnichtblüten gesandt. Es ist von zartem Schleierkraut umkränzt und zauberhaft. Und eine Fotografie vom Baumstumpf der gefällten Birke. Jemand hat kleine Krippenfiguren aus Holz darauf gestellt. Und ein Teelicht.
Die ersten Schneeflocken wirbeln und tanzen im fahlen Licht des Nachmittags.
Was mich innerlich beschäftigt. Kann ich nicht schreiben. Nicht in Worte fassen.
Sonntag, 13. Dezember 2009
Am vergangenen Sonntag in der Mariengrotte: Sie sang von der Empore aus. Sie sang mit ihrer wunderschönen Stimme: Maria breit den Mantel aus. Ich saß unten auf der Bank und hörte zu. Die Türe ging auf und ein Vater mit seiner Tochter kam in die kleine Kapelle.
Dienstag, 15. Dezember 2009
Alles für Dich war arrangiert,
jedes Glück.
jeder noch so kleinste Augenblick.
Wie Perlen an der Türe.
Singen Sie. Die Engel.
Donnerstag, 17. Dezember 2009
Beim Einschlafen sah ich einen großen, leuchtenden Stern am klaren Nachthimmel, der sich rasch von Westen nach Osten bewegte. Vielleicht war es auch ein niedrig fliegendes, ganz lautloses Flugzeug, daß ich nicht als solches erkannte, ohne Brille.
Der wandernde Stern sah wunderschön aus.
Freitag, 18. Dezember 2009
Am Abend habe ich meiner Mutter geholfen den Teig für die Christstollen auszuwirken. Der schwere Hefeteig muß eine Stunde von Hand geknetet werden und anschließend die Nacht über kalt gehen. Das Rezept ist aufwendig aber sehr gut. Durch die Jahre wurde es von ihr ständig verfeinert. Auf vieles muß geachtet werden. Daß die Butter geschmolzen ist, zum Beispiel. Er wird nicht vor Weihnachten angeschnitten werden.
Auf dem Heimweg knirschte der Schnee unter meinen Schuhen. Es war stockfinster. Meine Hände steckten tief in den Taschen des Anoraks und umfaßten den Fotoapparat und den Schlüssel. Das Dorf lag wie ausgestorben und still. Ein Transporter kam plötzlich angesaust und fuhr mit jaulendem Motor den Berg hinauf.
Erhob ich meinen Blick zum Himmel sah ich Millionen von Schneeflocken gleich glitzerndem Puderzucker von oben herab tanzen.
Feurig eisig bitzelnde Samtstiche, die das empor gehaltene Gesicht trafen.
Unter der Linde beim Brunnen knisterte es.
Als spräche ein Wind in ihrer Krone.
Als spräche der ganze Baum.
Als sänge sie ihr einsames Lied, in dieser kalten und blauen Winternacht.
Ihr Lied vom Leben. Still. Alles tragend. Und doch auch: Jubelnd. Jauchzend.
Die verdorrten und vertrockneten Lindenblüten vom vergangenen Sommer, welche noch an den Zweigen hingen - gleich hellhäutigen Schmetterlingen - raschelten und bewegten sich sacht, als der leise rieselnde Schnee sie berührte.
Auf Wunsch kann ich das Rezept gerne zuschicken.
Montag, 21. Dezember 2009
Dürfen