Mittwoch, 14. September 2011
Goldene Strahlen am frühen Morgen:
Baum des Lebens
Sonnenrad
Rad der Zeit
Donnerstag, 15. September 2011
Heute habe ich eine Perle in einem Wagen gefunden.
Asternblüten, die aufsteigen, in den Himmel schweben
Dienstag, 20. September 2011
Der Name des Schiffes, das heute auf dem Fluß vorüber fuhr, war Scenic Sapphire.
Freitag, 23. September 2011
Nicht weit
“Endlich ist Wochenende”, sagte der Mann im Aufzug auf einmal zu uns. Und lächelte fast zärtlich: “Zeit, die Seele baumeln zu lassen.”
Sie kann in der Liebe bleiben bis in das tiefste, süßeste Rokoko.
Ich soll die langen roten Stielrosen in der Schachtel nicht vergessen.
Montag, 26. September 2011
Reis ist die Verbindung von Liebe und Leben. Leben und Liebe.
Dienstag, 27. September 2011
Ich habe von einem Frosch geträumt, der, wie ich fand, mit einem schelmischen und triumphierenden Ausdruck in seinen leuchtenden Augen gerade in Begriff ist genau auf mein Gesicht zuzuspringen. Jetzt bin ich wohl oder übel gezwungen ihn zu küssen.
Mittwoch, 28. September 20011
Jeden Morgen liest der Rosengärtner zuallererst mit Hingabe und mit großer Freude die Geburtsanzeigen in der Tageszeitung. “Da, schau mal, ein Mädchen!”
Donnerstag, 29. September 2011
Die Wurzel der Wurzel
Ich habe von weißen Schildkröten geträumt, die sich jeweils halbierten und sich auf diese Weise vermehrten. Viele viele weiße Schildkröten auf hellblauem Grund, so weit das Auge reichte.
Samstag, 1. Oktober 2011
Die Mutter ermahnte den kleinen Jungen sanft, die lange Spinnwebe zwischen den Zweigen, welche in der Sonne sanft golden schimmerte und leise hin und her schwang, ja nicht zu durchtrennen. Er wünschte sich Samen vom Blauregen an der Hauswand.
Stella Maris
Die Astern verschleudern in hohem Bogen ihr lichtblaues Wasser über den matten Rasen. Gelbe Augen schauen heraus, strahlen. Schmetterlinge und summende Bienen verlängern sie zu lebendigen Adern, die in der Sonne schauckeln. Ein tanzender Reigen hat sich eingefunden den süßen Necktar der späten Sonnentage einzusammeln und heimzuholen. Die Gesichter der Cosmeen lachen schallend, als wäre es das letzte Mal, nimm mich!, zarte Sterne aus rosarotem, knisterndem Japanpapier so weit das Auge reicht, ein wippendes und fröhliches Meer zwischen dem schon mahnenden Flammenrot und ernsten Dunkelgrün der stacheligen Zweige. Die Augen tränen geöffnet im warmen Wind, Blätter raschlen staubig. Die letzte Rose, rot, wehmütig fast, kniet sie erhaben am Wegrand. Es kommt die Zeit.
Sonntag, 2. Oktober 2011
“Höre auf das Wort in Deinem Herzen!”
Ich habe von einem kleinen bunten Vogel wie einen Stieglitz geträumt, den ich von einem Fenstersims auf meiner Hand mit nach Hause genommen habe. Da wollte der Vogel nach Norden wegfliegen, doch er stieß zwei Mal mit seinem Kopf an die Scheibe des Fensters mit den beiden balinesischen Schattenfiguren. Ich erschrak. Ich tat ihn deshalb in einen runden Käfig in der Mitte des Eßtisches neben einer Vase mit Zweigen, aber der Abstand zwischen den Stäben war zu breit. Hüllte den Käfig in Klarsichtfolie. Doch der kleine Vogel suchte unermüdlich geschickt einen Spalt. Er mochte nicht eingesperrt sein und sah nun aus wie ein kleiner, orangetürkiser Kakadu. Ich muß die Fenster öffnen um ihn wieder seine Freiheit zu schenken, auch wenn es mir so schwerfällt.
Montag, 3. Oktober 2011
Caravaggio
Blume mit Obstkorb
Nach dem Blumengießen am Morgen fand ich zu meiner Überraschung ein Buch im roten Briefkasten, eingehüllt in mit Blumen bedrucktem Papier.
Das Papier kam mir bekannt vor, und auf einmal wußte ich, von wem das unverhoffte Geschenk war!
Zuerst dachte ich, als ich den Inhalt durch die vordere Öffnung erspähte, es sei nur eine Werbezeitschrift, und freute mich dann umso mehr.
Fuhr mit dem Fahrrad in den Wald, um zu vergessen. Vorbei an Äckern, an mannshohen gelben Blumen. Vorbei an Seerosen. Aus den Weiden klang sensibles Zwitschern unzähliger kleiner Vögel. Eine Feder.
Dienstag, 4. Oktober 2011
Blaue Augen
... und dann verwandelte er sich in einen Kolibri.
Mittwoch, 5. Oktober 2011
Lied
Einen kennst Du doch auch ganz ohne Namen.
Montag, 10. Oktober 2011
“Ich hatte einmal, während ich hier wohnte, einen Traum”, sagte sie.
Dienstag, 11. Oktober 2011
In der Zeichnung der Solitude
Schwärme von kleinen Vögeln im Wind, unter einem stahlgrauen Himmel. Die Äcker liegen brach, man sieht braun. Buntfarbene Laute. Regentropfen auf der blanken Scheibe.
Auch kleine Vögel im Zitronenbaum. Die Veilchen blühen wieder.
Mittwoch, 12. Oktober 2011
Ein dicker Kunstkatalog mit meinen Kunstgemälden, welche jeweils immer dasselbe Motiv in unendlich vielen Abwandlungen und Ausführungen zum Thema haben: nämlich der Oberkörper des Menschen. Das war wirklich eine tolle Überraschung und ich fragte mich, wer wohl die Druckerei gewesen war, wer diesen wunderbaren Katalog gedruckt hat. Man kann ihn nur ein einziges Mal bestellen. Es gibt nur ein einziges Exemplar.
Das hier dargetellte Motiv zeigt einen türkisen Oberkörper von innen, mit goldenem Werk.
Im schönsten Wiesengrunde ist meiner Heimat Haus,
Da zog ich manche Stunde ins Tal hinaus.
Dich mein stilles Tal, grüß ich tausendmal!
Da zog ich manche Stunde ins Tal hinaus.
Dieses alte Volkslied von Wilhelm Ganzhorn haben wir heute bei einer Beerdigung für den Verstorbenen gesungen. Das ging uns allen sehr nahe und war mit der schönste Moment der Zeremonie. Es hat 13 Strophen.
Freitag, 14. Oktober 2011
Ganz nahe beim Mond: ein hell leuchtender Stern.
Faura
Kummer
Verzeihe mir
Abends, der Himmel glühte rot, sang ein einzelner Vogel sein Lied. In den hohen Erlen am Bach. Jetzt, mitten im Herbst.
Samstag, 15. Oktober 2011
Goldene Zunge
Sein Glück auf allen Ebenen suchen wollen. Und
schließlich findet man es und weiß gar nicht warum.
...und weiß gar nicht warum man es gefunden hat.
Im Wald
Sonntag, 16. Oktober 2011
“Hast Du alles golden gemacht?”, fragt der Raps.
Jemand pflückte sich eine Rose. Er nahm sich, anstatt der Blüte, den dornigen Stiel.
Donnerstag, 20. Oktober 2011
Gnade
Er legte seine weiße Hand sanft in ihr Herz. Da flog das weiße Blatt, das mit Rot beschrieben war, aus ihrer Hand hoch in die Luft und fort!
Freitag, 21. Oktober 2011
Das Herbstlaub hat die Sterne zugedeckt. Er sehnt sich nach dem Wind.
Honig sammelt sich in seinem Schweigen.